Konflikt im Nordirak:Diplomatische Offensive der USA

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Die USA versuchen, eine Eskalation im Nordirak zu verhindern: US-Präsident Bush telefoniert mit türkischen und irakischen Politikern, Außenministerin Rice will ein Drei-Staaten-Treffen.

Die USA wollen Anfang November mit der Türkei und dem Irak gemeinsam beraten, wie Angriffe von Kurden-Rebellen gestoppt werden können. US-Außenministerin Condoleezza Rice schlug dazu ein Dreiländer-Treffen auf Ministerebene in Istanbul am Rande einer Irak-Konferenz vor.

Die USA seien entschlossen, mit ihren Verbündeten im Irak und in der Türkei die "sehr schwierige Situation" in den Griff zu bekommen, sagte sie in Washington im Beisein ihres britischen Amtskollegen David Miliband.

Die Türkei hatte zuvor auf Drängen der USA zugesagt, zunächst auf einen Einmarsch in den Nordirak zu verzichten, wohin sich Kämpfer der kurdischen Separatistengruppe PKK zurückgezogen haben.

Die USA und Großbritannien haben die irakische Führung dazu aufgerufen, sofortige Schritte zur Eindämmung der Angriffe kurdischer Rebellen zu unternehmen. "Zu einer Zeit, da wir wirkliche Fortschritte bei der Sicherheit im Irak und Bemühungen zur Förderung des Friedens in der Region sehen, muss die irakische Regierung ihre Verpflichtung zur regionalen Stabilität demonstrieren", ließen Rice und Milliband verlauten.

Weiter hieß es in ihrer Erklärung: "Wir verurteilen die jüngsten Attacken der PKK-Terroristen." Zugleich sagten beide Staaten der Türkei und dem Irak verstärkte Unterstützung bei den Bemühungen um eine Beendigung der Gewalt durch Angehörige der kurdischen Arbeiterpartei PKK zu.

George W. Bush am Telefon

Auch das Weiße Haus rief die irakische Führung zum Durchgreifen gegen kurdische Rebellen auf. Dazu sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Fratto, die USA wollten "rasche Maßnahmen" sehen.

US-Präsident George W. Bush telefonierte nach Angaben des Weißen Hauses mit dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül und dem irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. Im Gespräch mit Gül äußerte Bush "große Sorge über die jüngsten Attacken von PKK-Terroristen gegen türkische Soldaten und Zivilisten". Er sicherte der Regierung in Ankara zu, auf die irakische Führung einzuwirken, damit diese gegen die PKK auf ihrem Territorium vorgeht, und bat Gül um Zurückhaltung.

Im Irak berichtete Präsident Dschalal Talabani, die PKK habe für Montagabend eine einseitige Waffenruhe angekündigt. Kurz darauf verknüpfte die PKK dies jedoch mit der Forderung, die türkische Armee müsse umgehend ihre Artillerieüberfälle auf PKK-Stellungen einstellen. Aus der Region lagen in der Nacht zum Dienstag vorerst keine Berichte vor, ob die Waffenruhe tatsächlich eingehalten wurde.

Bei Gefechten am Sonntag waren mindestens zwölf türkische Soldaten und 34 PKK-Kämpfer ums Leben gekommen. Dies hatte Bedenken geschürt, die Türkei könnte eine Militäroffensive im Norden des Irak starten - zumal das Parlament in Ankara in der vergangenen Woche einen Vorstoß nach einer Serie von Zwischenfällen genehmigt hatte.

Außerdem gelten acht Soldaten als vermisst, die vermutlich in die Hand der kurdischen Rebellen gefallen sind. Die türkische Regierung verstärkte ihre Truppen in der Region. Ein Konvoi von 50 Militärfahrzeugen rollte am Montag in Richtung irakische Grenze.

© Reuters/dpa/AP/bavo/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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