Konferenz in Lübeck:Erwärmen für das Klima

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Wasserschutz: Die Polizei patrouilliert mit Booten, um den Tagungsort der Außenminister zu sichern. (Foto: Carsten Rehder/dpa)

Bei der Vorbereitung zum G-7-Treffen sind Außenminister Steinmeier nicht nur die aktuellen Krisen ein Anliegen.

Von Stefan Braun, Lübeck

Natürlich wird es beim Treffen der Außenminister um die Ukraine gehen. Zu sehr sorgt viele der Konflikt mit Russland, dem Ex-Mitglied in der früheren G-8-Runde. Außerdem werden sie auch über Iran und die Vorzüge der vorläufigen Einigung sprechen. Das schulden die sechs anderen Mitglieder der G-7 vor allem dem US-Präsidenten. Sollte die finale Einigung tatsächlich bis zum Sommer stehen, werden alle vom schrittweisen Ende der Sanktionen profitieren. Barack Obama dagegen wird noch heftig kämpfen müssen gegen eine Mehrheit im US-Kongress, die die Annäherung an Teheran weiter ablehnt.

Daneben allerdings möchte der Gastgeber, möchte Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier zwei andere Themen in den Vordergrund rücken. Zum einen geht es um die Folgen des Klimawandels für die Sicherheit weltweit. Die Konsequenzen der Erderwärmung bedrohen nicht mehr nur einzelne Staaten und ihre hungernde Bevölkerung. Sie gefährden immer stärker den Frieden überhaupt. Das gilt besonders für Regionen, die schon durch Krisen und Konflikte geschwächt sind, Regionen in Afrika, im Nahen Osten, aber auch in Lateinamerika und Asien. Im Herbst wird in Paris die UN-Klimakonferenz noch einmal versuchen, endlich einen neuen Vertrag zum Schutz des Weltklimas zu schließen. Das Lübecker Treffen soll dafür Vorarbeiten leisten. Als Vorarbeit zur Vorarbeit haben die G 7 eine Studie erstellen lassen, in der Forscher aus vier verschiedenen Ländern die gravierendsten Gefahren des Klimawandels herausgearbeitet haben. Die Autoren dieser Studie, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, warnen nicht nur vor dem Kampf um knappe Rohstoffe wie Wasser, der seit Langem die Gefahr großer Kriege hervorruft. Sie erinnern daran, wie sehr Wetterextreme vor allem ohnehin geschwächte Regionen und Bevölkerungen in Bedrängnis bringen und zu Flüchtlingsströmen und Gewaltausbrüchen führen können. Dabei geht es nicht mehr nur um kleine regional begrenzte Krisen. Flüchtlingsströme sind zu einem Großthema auch für die Industriestaaten geworden, genauso wie die Folgen von Dürre, Stürmen und dem Versiegen einst riesiger Flüsse. Die Studie erinnert an die Folgen der Folgen, wenn zum Beispiel durch eine Dürre die Brotpreise in die Höhe schnellen. Überall lauern Verstärkereffekte. Handlungsanweisung an die G-7-Staaten: Klimawandel verlangt mehr Entwicklungshilfe und Friedenspolitik.

Beim zweiten Thema geht es um die Sicherheit auf den Weltmeeren. Berlin will den Blick auf ein Problem lenken, das große Relevanz hat, aber oft verdrängt wird durch akute Krisen. 90 Prozent des Handels weltweit wird mittlerweile übers Meer betrieben, und 75 Prozent der Routen führen an Orten vorbei, die ,,als kritisch bezeichnet werden müssen", wie es im Auswärtigen Amt heißt. Dazu zählen der Persische Golf, der Golf von Aden, der Suez-Kanal, aber auch das Ostchinesische Meer und andere Seerouten. Für eine Exportnation wie Deutschland sind sichere Handelswege von großer Bedeutung. Aber auch für die Weltwirtschaft insgesamt spielt es eine entscheidende Rolle.

Durch die Themensetzung will Berlin seinen Gästen noch einmal bewusst machen, wie wichtig es für alle im Kreis der G 7 wie der G 20 ist, sich für sichere Seewege einzusetzen, ob nun gegen Piraten oder im Kampf gegen die illegale Fischerei, den illegalen Waffenhandel oder auch das skrupellose Geschäft von Schlepperbanden. All das will Steinmeier in den Blick nehmen und zugleich noch mal hervorheben, wie wichtig auch das Völkerrecht und die Verlässlichkeit internationaler Konfliktregelungen sind.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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