Kommentar zum Höhenberger-Abgang:Das nächste Bauernopfer

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Stoiber opfert wieder einmal einen engen Mitarbeiter, streitet aber in der Sache bis zum Schluss alles ab. Die Demission seines Büroleiters wird die Diskussion um den schwer angeschlagenen Ministerpräsidenten aber nicht verstummen lassen.

Bernd Oswald

Überraschend schnell hat die CSU die Konsequenzen aus der Spitzel-Affäre um die Fürther Landrätin Gabriele Pauli gezogen. Der Streit währte noch keine Woche, da nahm Stoibers rechte Hand seinen Hut.

Michael Höhenberger (re.) und Edmund Stoiber (Foto: Foto: dpa)

Michael Höhenberger bewies wieder einmal, dass er loyal bis zur Selbstaufgabe ist. Wieder nahm er alle Schuld auf sich, sagte, Stoiber habe von dem ominösen Telefonat nichts gewusst.

Aber auch in der Niederlage zeigte sich Höhenberger uneinsichtig: Er hält bis zuletzt an seiner Version fest, Pauli nicht bespitzelt zu haben. Warum tritt er dann zurück?

Intrigen passen so gut in das Erscheinungsbild der CSU und des Strauß-Ziehsohnes Stoiber, dass man dazu neigte, Gabriele Pauli mehr zu glauben. Die Glaubwürdigkeits-Frage wurde zusehends zu einer Sympathie-Frage und die Sympathie war eindeutig auf Seiten der mutigen Landrätin.

Sie verstand es klug, den bestehenden Unmut über Stoiber aufzugreifen und gepaart mit ihrem gewinnenden Auftreten zu einem Sturm der Entrüstung zu verstärken. Vor allem in der Opposition, teilweise auch im eigenen Lager.

Altbekanntes Krisenreaktions-Muster

Edmund Stoiber hat sich erst jetzt, da das Kind in den Brunnen gefallen ist, zu Wort gemeldet. Fünf Tage lang war er dafür zu hochmütig. Er wendet das altbekannte Krisenreaktions-Muster an: für die Öffentlichkeit einen engen Mitarbeiter opfern, aber in der Sache alles abstreiten.

Nach den Ministern Peter Gauweiler, Alfred Sauter, Barbara Stamm und seinem Regierungssprecher Martin Neumeyer ist Höhenberger schon das fünfte Bauernopfer. Höhenbergers Demission wird die Diskussion um den abermals schwer angeschlagenen Regierungschef nicht verstummen lassen.

Gabriele Pauli wird weiter Stimmung machen und für ihre Urwahl-Idee eintreten. Es könnte der Anfang vom Ende der Ära Stoiber sein.

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