Kommentar:Ohnmächtige UN-Mission im Libanon

Es gibt bereits eine Friedenstruppe im Südlibanon, und sie ist so lange dort, dass sie fast vergessen wurde: 28 Jahre. Am vergangenen Sonntag wurde ein indischer UN-Soldat auf libanesischem Gebiet durch israelisches Panzerfeuer verletzt.

Christiane Schlötzer

Da konnte man sich an die kleine Truppe erinnern. 257 Tote hat diese Mission der Vereinten Nationen seit Beginn zu beklagen.

Sie stand immer zwischen den Fronten, und wer die Berichte des UN-Generalsekretärs zu seiner Libanon-Truppe nachliest, der kann sich nur wundern, dass die Gewalt an der Blue Line zwischen Israel und dem Libanon nicht schon früher wieder eskaliert ist.

Das UN-Logbuch der Grenzverletzungen hält schier unzählige Raketenabschüsse der libanesischen Hisbollah-Miliz fest, und das fast tägliche Eindringen israelischer Jets in den libanesischen Luftraum.

Fast flehentlich mahnten die UN zudem die Regierung in Beirut, doch endlich ihre Autorität auch im Südlibanon herzustellen und das Territorium nicht länger der Hisbollah zu überlassen. Die wechselnden Regierungen in Beirut sahen sich dazu aber nicht in der Lage.

Das muss jeder bedenken, der nun wie die EU oder die G 8 eine neue, stärkere Friedenstruppe für den Libanon fordert. Ohne Entwaffnung der Schiitenmiliz Hisbollah wird es keinen Frieden geben, aber ohne neuen Anlauf für eine Verständigung zwischen Israel und den Palästinensern auch nicht.

Andernfalls wird die Hisbollah den Palästina-Konflikt weiter politisch ausbeuten, und jeder neuen UN-Mission bliebe nur wieder übrig, die Raketen zu zählen, die über die Köpfe ihrer Soldaten hinwegfliegen. Medikamente an die Bevölkerung verteilen und Minen einsammeln dürfte sie auch noch - alles wie gehabt.

© SZ vom 18.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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