Kofferbomben:Spuren im Internet

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Dem dritten Verhafteten Fadi A.S. sind die Behörden auf die Spur gekommen, weil er im Internet Anleitungen zum Bombenbau gesucht - und gefunden hat. Generalbundesanwältin Harms rechnet noch mit weiteren Festnahmen.

Knapp vier Wochen nach den gescheiterten Kofferbomben-Anschlägen wurde am Samstag gegen einen dritten Terrorverdächtigen Haftbefehl erlassen. Der 23-jährige Syrer Fadi A.S. war am Vortag in einem Studentenwohnheim in Konstanz festgenommen worden.

Beweismittel aus einer Wohnungsdurchsuchung in Konstanz werden gesichert. (Foto: Foto: ddp)

Ihm werden Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord in einer Vielzahl von Fällen und versuchtes Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Der Karlsruher Behörde zufolge soll der Mann aus dem Umfeld des vor einer Woche in Kiel verhafteten mutmaßlichen Attentäters Youssef Mohamad El Hajdib (21) stammen.

Mit diesem habe der 23-Jährige vor den am 31. Juli fehlgeschlagenen Bahn-Attentaten per Computer im Internet nach Anleitungen zum Bombenbau gesucht. "Gemäß diesen Anleitungen wurden die bei den missglückten Anschlägen verwendeten Spreng-Brandvorrichtungen zusammengebaut", heißt es in einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft.

Darüber hinaus sei Fadi A.S., der früher in Kiel gelebt hatte, "seinen Mittätern bei deren Flucht über die Türkei und Syrien in den Libanon behilflich" gewesen.

Verbindungen zu Al-Tahrir

Unterdessen prüften die Sicherheitsbehörden im Libanon Verbindungen der dort im Zusammenhang mit den Bahn-Attentaten festgenommenen zwei Terrorverdächtigen zum europäischen Netzwerk einer Extremisten-Organisation. Dabei geht es um die sunnitische Fundamentalistengruppe Al-Tahrir.

In Beirut konzentrierten sich die Vernehmungen am Samstag auf den zweiten dort Festgenommenen. Der verdächtige 24-Jährige aus Akkar im Nordlibanon war am Freitag festgenommen worden. Wie es aus libanesischen Justizkreisen hieß, wurde der Mann - ebenso wie Fadi A.S. - auf Grund von Aussagen des 20-jährigen Jihad Hamad festgenommen.

Hamad hatte sich am Donnerstag selbst gestellt. In einem Teilgeständnis gab er zu, dass er einen der Bombenkoffer in einen Regionalzug der Deutschen Bahn gestellt, aber nichts über seinen Inhalt gewusst habe.

Keine akute Anschlaggefahr

Nach der Verhaftung sieht das Bundeskriminalamt (BKA) derzeit keine akute Anschlaggefahr in Deutschland. "Die aktuellen Festnahmen haben dazu geführt, dass die Gefahrenspitze erst einmal gekappt ist", sagte BKA- Präsident Jörg Ziercke (59) der Bild am Sonntag (BamS).

"Es liegen derzeit keine Hinweise auf die Existenz einer weiteren Terrorzelle vor", so Ziercke, der weitere Festnahmen im Zusammenhang mit der Kieler Terrorzelle nicht ausschloss. "Große Sorge" bereite ihm nach eigenen Worten, dass die Terrorgefahr in dem konkreten Fall erst spät erkannt worden sei.

Generalbundesanwältin Monika Harms hofft ebenfalls auf weitere Fahndungserfolge. "Ich schließe es nicht aus, dass es noch weitere Beteiligte gibt", sagte Harms in der ARD.

Zurückhaltend kommentierte Ziercke Berichte über eine angebliche Verbindung der Festgenommenen zum Terrornetzwerk Al Qaida: "Der Anti- Terror-Kampf hat Al Qaida schwer zugesetzt, sie hat nicht mehr die operative Kraft wie zu Zeiten des 11. September. Al Qaida ist aber dabei, neue Zellen aufzustellen. Ob die Festgenommenen dazugehören, ist die ganz große Frage, die wir klären müssen." Auch Harms wollte mögliche Verbindungen der Kofferbomber zu der Terrororganisation "mit Vorsicht bewertet wissen", aber auch nicht ausschließen.

Bei den jungen Männern, die hinter den fehlgeschlagenen Bahn-Attentaten vom 31. Juli stehen sollen, handele es sich um eine kleine Gruppe ohne feste Strukturen, die sich spontan zur Aktion entschließe. "Das ist neu, das ist aber nicht weniger gefährlich" als der Terrorismus im Deutschland der 70er Jahre, sagte die Generalbundesanwältin.

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