Koch/Steinbrück zur Pendlerpauschale:Duo Infernale

Erst als Subventionsabbauer, dann als Steuerreformer und Verhandler über den Koalitionsvertrag: Auch bei der Pendlerpauschale nehmen CDU-Politiker Koch und Sozialdemokrat Steinbrück wieder die Geschicke des Landes in die Hand - und agieren parteitaktisch.

Claus Hulverscheidt

Es gibt vieles, was den Christdemokraten Roland Koch und den Sozialdemokraten Peer Steinbrück voneinander trennt, aber es gibt diesen einen Wesenszug, der sie verbindet: Weil beiden der eigene Aktionsradius oft zu klein bemessen erscheint, fühlen sie sich seit Jahren dazu berufen, die Geschicke des Landes in diversen "Koch/Steinbrück-Arbeitsgruppen" in die Hand zu nehmen, ob als Subventionsabbauer, als Steuerreformer oder als Verhandler über den Koalitionsvertrag.

Roland Koch und Peer Steinbr?pa

Mal wieder in Aktion: die "Koch/Steinbrück-Arbeitsgruppe".

(Foto: Foto: dpa)

Darüber hinaus eint sie eine gewisse Freude am Spiel über Bande, was die Sache für die "verlässlichen Verhandlungspartner", wie sie sich gegenseitig bezeichnen, nur perfekter macht.

Dass das Duo nun in einem Gastbeitrag für die SZ gemeinsam gegen die Wiedereinführung der Pendlerpauschale wettert, hat deshalb zwar sehr wohl inhaltliche Gründe - schließlich können beide darauf verweisen, dass die Kürzung der Steuervergünstigung schon Teil der "Koch/Steinbrück-Liste" zum Subventionsabbau aus dem Jahr 2003 war. Beide sind aber zu lange im Geschäft, um nicht zu wissen, was sich mit einem solchen Werk ansonsten alles anstellen lässt.

Koch etwa bringt sich einmal mehr als loyaler Unterstützer Angela Merkels in Stellung, die die Rückkehr zur alten Pauschale ebenfalls ablehnt. Zugleich profiliert er sich als Haushaltssanierer und fährt damit Parteifreund Christian Wulff in die Parade, der sich seit Kochs Wahlschlappe in Hessen darum bemüht, diesem die Rolle als oberster Wirtschafts- und Finanzpolitiker der CDU abspenstig zu machen. Dass die mit der Pendlerpauschale wahlkämpfende CSU toben wird, ist dabei nur ein Kollateralschaden.

Ähnlich Steinbrück, der mit seiner Haltung der ungeliebten Parteifreundin Andrea Ypsilanti in Hessen eins auswischen kann. Die nämlich ficht nicht nur für die Wiedereinführung der Subvention, sie wird es zudem als ausgesprochen unfreundlichen Akt empfinden, dass sich der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende ausgerechnet mit ihrem Intimfeind Koch zusammentut. Parteichef Kurt Beck wird es mit Grausen sehen, hatte er doch das Gros der SPD-Landesverbände gerade erst davon abgehalten, Steinbrück in Sachen Pendlerpauschale in den Rücken zu fallen.

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