Kaufhaus-Krise:Aktienkurs von Karstadt-Quelle stürzt ab

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Spekulationen über eine mögliche Insolvenz der Kaufhauskette verunsichern die Börse. Ein Gespräch zwischen dem Vorstand, dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi wurde unterdessen auf die nächste Woche verschoben. Damit gerät der Sanierungszeitplan in Gefahr.

Von Stefan Weber

Düsseldorf - Dem Handelskonzern Karstadt-Quelle droht ohne eine schnelle Sanierung und die rasche Zustimmung der Arbeitnehmer zu tiefen Einschnitten nach Aussagen von Konzernführung und Gesamtbetriebsrat die Insolvenz.

Die finanzielle Situation des Traditionsunternehmens scheint damit weit prekärer als bislang dargestellt. Spekulationen über eine mögliche Insolvenz ließen zu Wochenbeginn den Aktienkurs auf den niedrigsten Stand seit Jahren fallen.

"Insolvenz ist durchaus ein Thema"

Wolfgang Prokriefke, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und stellvertretender Aufsichtsratschef von Karstadt-Quelle, hatte vor einem Treffen des Gesamtbetriebsrats mit den Verdi-Tarifkommissionen aller 16 Bundesländer in Kassel gesagt: ¸¸Die Insolvenz ist durchaus ein Thema. Wenn wir keinen Kompromiss finden, könnte das passieren."

Karstadt-Quelle betonte dagegen, die Frage einer Insolvenz stelle sich gegenwärtig nicht. ¸¸Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen mit den Banken, und auch die Verhandlungen mit den Anteilseignern über die geplante Kapitalerhöhung sind weit fortgeschritten", sagte Detlef Neveling, Chef der Abteilung Investor Relations, der SZ.

200 Millionen Euro Kredite

Zu den wesentlichen Kreditgebern von Karstadt-Quelle zählen nach Angaben aus Finanzkreisen Commerzbank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank sowie die französische Société Générale. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters gehört dazu auch die BayernLB. Deren Kredite an den Handelskonzern summierten sich auf rund 200 Millionen Euro, heißt es.

Neveling ist zuversichtlich, dass die avisierte Kapitalerhöhung um 500 Millionen Euro noch in diesem Jahr realisiert wird. Eine voraussichtlich Mitte November stattfindende außerordentliche Hauptversammlung werde die notwendigen Beschlüsse fassen. Von den Hauptaktionären haben bisher lediglich der Pool Madeleine Schickedanz (41,55 Prozent) und die Dresdner Bank/Allianz (10,5 Prozent) zugesagt, sich entsprechend ihrem Anteil an der Kapitalaufstockung zu beteiligen.

Der dritte Großaktionär, die Riedel-Holding, die ihre Beteiligung im August 2004 von 12,2 Prozent auf gut neun Prozent reduzierte, hat sich nach Angaben von Neveling noch nicht geäußert. Begleitet wird die Kapitalerhöhung von der Dresdner Bank und ABN Amro.

Post an Übernahme der Logistik interessiert

Für einen erfolgreichen Abschluss der Gespräche mit Banken und Eigentümern sei ein Beitrag der Arbeitnehmer zur Sanierung des Unternehmens unbedingt erforderlich, betonte Neveling. Allerdings ist das Ziel des Managements, in drei bis vier Wochen Einigkeit mit den Beschäftigten zu erzielen, in Gefahr. Denn die zunächst für diesen Dienstag vorgesehenen Gespräche von Betriebsrat und Verdi mit dem Vorstand sind auf nächste Woche verschoben worden. Dabei setzt der Betriebsrat auf eine Einigung mit der Unternehmensführung.

¸¸Wir wollen unsere Arbeitsplätze retten, und zwar alle, deshalb wollen wir uns einigen", sagte Prokriefke während der Beratungen der Arbeitnehmervertreter in Kassel. Über die Ergebnisse des Treffens wollen die Beteiligten an diesem Dienstag in Frankfurt informieren.

Unterdessen wird die Liste der Unternehmen, die Interesse an einer Übernahme von Logistik-Aktivitäten des Karstadt-Quelle-Konzerns haben, immer länger. Nach der Post und dem münsterländischen Familienunternehmen Fiege hat jetzt der Transportkonzern Kühne & Nagel Gespräche bestätigt.

© SZ vom 5.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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