Katastrophe:Mindestens 1000 Tote bei Erdbeben in Algerien

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Etwa 5600 Menschen wurden bei dem Beben der Stärke 6,7 auf der Richterskala verletzt. Unter Trümmern eingestürzter Wohnblocks werden noch Hunderte weiterer Opfer vermutet. Der Präsident Algeriens ordnete drei Tage Staatstrauer an.

(SZ vom 23.05.2003) - Nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 1000 Toten und tausenden Verletzten steht Algerien unter Schock. Das Beben vom Mittwochabend hatte die Stärke 6,7 auf der Richterskala und war das schwerste in dem nordafrikanischen Land seit mehr als 20 Jahren.

Algerische Rettungskräfte suchen in den Trümmern eines eingestürzten Hauses nach Überlebenden (Foto: N/A)

Mindestens 5600 Menschen wurden verletzt. Allerdings gab es 24 Stunden danach keine endgültige Opfer-Bilanz. Es wurde befürchtet, dass unter den Trümmern eingestürzter Wohnblocks noch Hunderte oder gar Tausende Menschen liegen.

Am schwersten betroffen ist die Region um die Hauptstadt Algier im Norden und der östlich davon gelegene Verwaltungsbezirk Boumerdes. In den Küstenstädten kämpften sich die Menschen durch Berge von Trümmern. Auswirkungen des Bebens waren bis nach Mallorca zu spüren.

"Um mich herum ist alles umgefallen, alle hatten Angst", sagten Zeugen. Bewohner liefen auf die Straße oder sprangen in Panik aus dem Fenster. Das Beben überraschte die Menschen um 19.45 Uhr Ortszeit. "Gebäude schwankten und stürzten ein wie Kartenhäuser", berichteten Einwohner.

Heftige Nachbeben hielten die ganze Nacht an. Aus Angst vor weiteren Erdstößen blieben Tausende bis zum Morgen im Freien, in öffentlichen Parks und Stadien. Vor den Krankenhäusern wurden die mit Tüchern bedeckten Toten aufgereiht. Die ganze Nacht hindurch versuchten Freiwillige, Überlebende zu retten.

Präsident ordnet dreitägige Staatstrauer an

In den eingestürzten Häusern wurden noch ganze Familien vermutet. Straßenzüge waren völlig zerstört. Menschen gruben mit bloßen Händen nach Verschütteten. "Das ist eine nationale Katastrophe", sagte Premierminister Ahmed Ouyahia. Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Die meisten Toten und die schlimmsten Zerstörungen gab es im Bezirk Boumerdes. Das Epizentrum des Bebens lag nahe der Stadt Thénia rund 70 Kilometer im Osten der Hauptstadt. In weiten Teilen brach die Infrastruktur völlig zusammen, Straßen und Wege sind blockiert, Telefonleitungen und die Stromversorgung gestört. Für Helfer ist es oft schwierig, durchzukommen. Auch ein Krankenhaus wurde zerstört.

In anderen Kliniken bemühen sich Ärzte und Pflegepersonal verzweifelt um die Opfer, deren Zahl unaufhörlich stieg. Einwohner wurden aufgerufen, Blut zu spenden. In Boumerdes mussten Tote außerhalb der Klinik gestapelt werden, Verletzte wurden unter freiem Himmel versorgt.

Allein in der 2,6-Millionen-Metropole Algier stürzten 57 Gebäude ein, Schuld am Ausmaß der Zerstörung ist nach Ansicht des algerischen Botschafters in Paris die Nichteinhaltung von Bauvorschriften. Vor den Balearen ließen von dem Beben ausgelöste meterhohe Wellen Boote kentern.

Deutschland und Frankreich schicken Experten

Frankreich und Deutschland haben Spezialisten in das Katastrophengebiet geschickt. Suchhundestaffeln, Mitarbeiter des Technischen Hilfswerkes und des Deutschen Roten Kreuzes flogen in die Bebenregion.

Deutschland hatte in den vergangenen Wochen engen Kontakt zu Algerien gehalten, weil rund 1200 Kilometer vom Zentrum des Erdbebens entfernt deutsche Touristen als Geiseln gehalten werden.

Zahl der Erdbeben in Nordafrika nimmt zu

In Nordafrika häufen sich Erdbeben auf Grund der Kontinentalverschiebung. Im Mittelmeerraum treffen die große Nordafrikanische und die Euroasiatische Kontinentalplatte aufeinander.

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