Karikaturen-Streit:"Bis die Stifte der Blasphemiker zerbrochen sind"

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Die Empörung in der islamischen Welt über die Mohammed-Karikaturen reißt nicht ab: Im pakistanischen Karachi demonstrierten 40.000 Muslime - diesmal friedlich.

In Pakistan demonstrierten am Donnerstag erneut Tausende von Menschen gegen die Veröffentlichung der Karikaturen in europäischen Zeitungen. Die Kundgebung mit rund 40.000 Teilnehmern in der Hafenstadt Karachi verlief jedoch anders als die Demonstrationen der vergangenen Tage weitgehend friedlich.

Pakistani demonstrieren gegen die Mohammed-Karikaturen (Foto: Foto: Reuters)

In Peshawar war es am Vortag zu gewaltsamen Ausschreitungen mit Toten und Verletzten gekommen. Um eine neuerliche Eskalation zu verhindern, bewachten in Karachi 5000 bewaffnete Sicherheitskräfte die drei Kilometer lange Marschroute.

Die Schulen sowie zahlreiche Geschäfte in Karachi blieben am Donnerstag geschlossen. Die Kundgebung wurde von der sunnitischen Partei Jamat Ahl-e-Sunnat organisiert. Deren Vorsitzender Sha Turabul Haq erklärte, die Proteste würden so lange fortgesetzt, "bis die Stifte der Blasphemiker zerbrochen sind und ihre Zungen schweigen". Er forderte die Ausweisung der Botschafter der Staaten, in denen die Karikaturen veröffentlicht wurden.

Solana: "Religion für alle Völker der Welt heilig"

Mit einem Besuch im Westjordanland hat der EU-Außenbeauftragte Javier Solana versucht, die Wogen der Empörung über die Mohammed-Karikaturen zu glätten. Der scheidende palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kureia sagte nach dem Gespräch in Ramallah, Solana habe seinen Respekt für religiöse Überzeugungen bekundet.

"Er hat uns gesagt, dass es nicht gut sei, so ein geheiligtes Thema anzufassen." Zudem habe der EU-Vertreter die Überzeugung geäußert, dass die Religion "für alle Völker der Welt heilig" sei. Solana reist derzeit durch mehrere moslemische Staaten, um den politischen Schaden durch den Karikaturenstreit zu begrenzen. Der Zorn vieler Moslems über die Bilder hatte sich auch gegen die EU gerichtet.

Die irakische Regierung stellte sich unterdessen gegen Forderungen des Provinzrats in Basra, der wegen des Karikaturen-Streits den Abzug der dänischen Truppen gefordert hatte. Die Zentralregierung in Bagdad habe Dänemark ausdrücklich gebeten, seine Soldaten nicht abzuziehen, sagte der dänische Außenminister Per Stig Moeller am Mittwochabend in einem Fernseh-Interview.

Die Regierung der Provinz Basra, wo die 530 dänischen Soldaten stationiert sind, hatte deren Abzug gefordert, sofern sich Kopenhagen nicht für die Veröffentlichung der Karikaturen in der Zeitung Jyllands-Posten entschuldige.

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