Kampf gegen die Hamas:Israelische Armee steht vor Gaza-Stadt

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Trotz heftiger Gefechte mit der Hamas sollen israelische Bodentruppen vor Gaza-Stadt die Hauptverkehrsader kontrollieren. Die humanitäre Lage verschlechtert sich dramatisch.

Die israelische Armee ist am Sonntag im Zuge ihrer Bodenoffensive tief in den Gaza-Streifen eingedrungen und hat das Palästinensergebiet nach eigenen Angaben in zwei Hälften geteilt.

Israelische Soldaten auf ihrem Vormarsch in den Gaza-Streifen. (Foto: Foto: Getty Images)

Israelische Einheiten hielten die Hauptverkehrsstraße besetzt, die den Süden mit dem Norden verbindet. Nahe der einstigen jüdischen Siedlung Netzarim, drei Kilometer südlich von Gaza-Stadt, sollen 150 Panzer in Stellung gegangen sein, meldeten ausländische Medien unter Berufung auf palästinensische Quellen. Internationalen Medien verweigert Israel weiter den Zugang zu dem Gebiet.

Die israelische Regierung drohte damit, die Militäroperation auszuweiten. Verteidigungsminister Ehud Barak sagte zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung, der Einsatz, an dem mehrere tausend israelische Soldaten beteiligt sind, werde "Überraschungen und Tests" in sich bergen.

Sollte es nötig werden, "werden wir die Operation vertiefen und ausweiten". Premier Ehud Olmert sagte, der Einsatz gegen die radikalislamische Hamas und den Beschuss Israels mit Raketen sei "unvermeidlich" gewesen.

Die Regierung traf sich ausnahmsweise im Verteidigungsministerium in Tel Aviv, nicht in Jerusalem. Es blieb aber unklar, wie lange die Bodenoffensive andauern soll und welchen Zweck sie genau verfolgt. Im Armee-Rundfunk wurde ein ranghoher Armee-General mit den Worten zitiert, Israel beabsichtige nicht, den Gaza-Streifen wieder zu besetzen.

Nach sieben Tage dauernden Luftangriffen waren israelischen Truppen in der Nacht zu Sonntag zunächst vom Norden aus in den Gaza-Streifen einmarschiert. Flankiert von Kampfhubschraubern, Marinebooten und Panzerfahrzeugen liefern sich israelische Soldaten seitdem heftige Kämpfe mit Palästinensern in Beit Lahija und in Dschabiliaj nahe Gaza-Stadt, der mit 500.000 Bewohnern größten Stadt im Gaza-Streifen.

Bislang sind nach Armee-Angaben 30 israelische Soldaten verletzt worden, darunter einer schwer. Verlautbarungen der Hamas, wonach die Gruppe zwei Soldaten entführt habe, bezeichnete Israel am Sonntag als "Propaganda der Hamas". Ein Hamas-Sprecher sagte an Israel gewandt: "Gaza wird für euch zum Friedhof werden."

Seit Beginn der Vergeltungsaktion "Gegossenes Blei" am 27. Dezember sind nach Angaben von palästinensischen UN-Mitarbeitern im Gaza-Streifen etwa 490 Palästinenser getötet und mehr als 2500 verletzt worden. Die neun Krankenhäuser im Gaza-Streifen haben insgesamt nur 2500 Betten und klagen, es mangele ihnen an Medikamenten, medizinischem Material und Strom. Viele Krankenhäuser sind auf Generatoren angewiesen. Unter den getöteten Palästinensern sind nach Angaben der UN-Mitarbeiter etwa 80 Kinder und Jugendliche.

Der Raketenbeschuss Israels aus dem Gaza-Streifen hielt auch am Sonntag an, betroffen war auch die Hafenstadt Aschdod. Seit Beginn des Armee-Einsatzes sind vier Israelis durch Raketen der Hamas getötet worden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte, Israel müsse den Einsatz sofort beenden und alles tun, um den Schutz von Zivilisten zu gewährleisten.

Der UN-Sicherheitsrat konnte sich am Samstag nicht auf eine Erklärung zu einem Waffenstillstand einigen. Eine EU-Delegation unter Leitung des tschechischen Außenministers Karel Schwarzenberg rief ebenfalls zu einer Waffenruhe auf.

© SZ vom 05.01.09/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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