Kabul:Terrorwarnung gegen Isaf-Schutztruppe

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Die Isaf hat Warnungen vor neuen Angriffen erhalten - zweieinhalb Monate nach dem tödlichen Anschlag auf deutsche Soldaten. Verteidigungsminister Struck hat sich gegen den Vorwurf gewehrt, es habe damals bereits konkrete Hinweise auf einen Terrorakt gegeben.

Struck sagte der Welt am Sonntag: "Wir haben wieder Warnungen vor neuen Anschlägen gegen die Schutztruppe Isaf erhalten." Zugleich wies sein Ministerium einen Bericht zurück, laut dem vor dem tödlichen Anschlag im Juni konkrete Geheimdienst-Warnungen vorgelegen haben sollen.

Isaf-Sprecher Manfred Wittig betonte mit Blick auf die aktuelle Lage: "Solche Warnungen kommen in regelmäßigen Abständen." Struck sagte: "Afghanistan ist für die Soldatinnen und Soldaten weiterhin eine gefährliche Mission."

Bei einem Selbstmordanschlag waren am 7. Juni in Kabul vier deutsche Soldaten getötet und 29 verletzt worden.

Struck: Afghanistan ist eine gefährliche Mission

Derzeit prüft ein Erkundungsteam der Bundeswehr, ob Deutschland in der Region um Kundus im Norden ein US-Wiederaufbauteam ablösen kann. Dabei geht es um den militärischen Schutz für zivile Helfer. Struck erklärte: "Zu diesem Schutz müssten wir sicher über 100 Soldaten nach Kundus entsenden."

Das Erkundungsteam wird am Sonntag zurückerwartet. Er rechne mit einer Zustimmung des Bundestages für die Ausweitung des Auftrages, sagte Struck. Für eine Stationierung deutscher Soldaten in Kundus unter Führung der Schutztruppe müssten auch die Vereinten Nationen einer Ausweitung des Isaf-Auftrags zustimmen.

Bislang ist die Isaf laut UN-Mandat nur für die Sicherheit in Kabul und Umgebung zuständig. Die bislang operierenden Wiederaufbauteams der USA, Großbritanniens und Neuseelands arbeiten unter dem Anti- Terror-Mandat "Enduring Freedom".

Grünen-Fraktionsvize Hans-Christian Ströbele sagte der "Frankfurter Rundschau" (Samstag), er werde eine Ausweitung ablehnen, wenn diese auf Basis des Anti-Terror-Mandats stattfindet.

Nach Informationen der Zeitung wollen die Vertreter des linken SPD-Flügels wie Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und Gert Weisskirchen einer Ausdehnung ebenfalls nur zustimmen, wenn die Bundeswehr als Teil der Isaf-Schutztruppe auftritt. Die US-Regierung lehnt aber eine Erweiterung des Isaf-Mandats ab.

Das Verteidigungsministerium hatte nach eigenen Angaben keine konkrete Warnung vor dem Anschlag auf einen Bundeswehrbus im Juni in Kabul. Einen entsprechenden Bericht des "Sterns" wies es am Samstag zurück.

Das Magazin hatte unter Berufung auf Bundeswehrsoldaten gemeldet, drei Tage vor dem Anschlag seien im Stab der Isaf Warnungen britischer und französischer Geheimdienste erörtert worden.

Offizier warnte Soldat vor Anschlag

Als Anschlagsdatum sei der Vortag des tatsächlichen Angriffs genannt worden. Das Magazin zitiert auch einen ungenannten Soldaten, der von einem Offizier davor gewarnt worden sein soll, das deutsche Lager am Tag des vermuteten Anschlags zu verlassen. Der Ministeriumssprecher sagte, zu anonymen Aussagen verbiete sich jegliche Stellungnahme.

Dem Magazin zufolge bezweifeln einige der verletzten Soldaten, dass die Verantwortlichen alles getan haben, um das Attentat zu verhindern. Sie glauben, dass der Selbstmordattentäter und seine Hintermänner von den Transportplänen der Deutschen rechtzeitig erfahren haben.

Das Verteidigungsministerium sagte der dpa am Samstag, dass nach dem Anschlag eine Reihe von afghanischen Helfern im Lager entlassen worden seien. Acht weitere stünden im Verdacht, "einer terroristischen Vereinigung anzugehören", bestätigte das Ministerium dem "Stern" zufolge. Der dpa sagte der Sprecher, von Klagen oder Kritik der Soldaten an den Sicherheitsvorkehrungen sei ihm nichts bekannt.

(sueddeutsche.de/dpa)

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