José Manuel Barroso:Kreuzfahrt ins Kreuzfeuer

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Vehement wehrt sich der Präsident der EU-Kommission gegen den Verdacht einer Interessenverquickung. Barroso hatte sich von dem Milliardär Latsis zu einer Fahrt auf dessen Luxusliner einladen lassen. Die Kommission bestreitet nun geschäftliche Kontakte mit dem griechischen Reeder.

Die EU-Kommission hat geschäftliche Kontakte mit einem großzügigen Gastgeber ihres Präsidenten José Manuel Barroso bestritten. Es gebe keine Verbindungen zwischen der Brüsseler Behörde und dem Bankenkonsortium des griechischen Milliardärs Spiro Latsis, sagte Barrosos Sprecherin Françoise Le Bail.

Auf die EU-Mittel, mit denen von Latsis kontrollierte Banken auf dem Balkan arbeiten, ging die Sprecherin nicht ein.

Gestern hatte Barroso zu spüren bekommen, wie sehr ein Urlaub mit Freunden zur Last werden kann. Acht Monate nach einer Kreuzfahrt in der Ägäis musste sich der Portugiese gegen den Verdacht einer möglichen Interessenverquickung wehren.

Denn Barrosos reiste auf Kosten des Reeders, Bankers und Ölunternehmers Latsis. Der Grieche gilt als einer der reichsten Männer Europas.

"Der Freund" habe ihn rein privat eingeladen, ließ Barroso mitteilen.

Während der Olympiade in Athen schipperte Latsis auf seinem privaten Kreuzfahrtschiff "Alexander" durch griechische Gewässer. Mit an Bord des Luxusliners waren zahlreiche Prominente, unter ihnen der wenige Wochen zuvor zum Kommissionspräsidenten benannte Portugiese Barroso.

Auch EU-Kommissare hätten Recht auf ein Privatleben, hatte Barrosos Sprecherin betont. Deshalb sehe ihr Chef kein Problem darin, sich von Latsis einladen zu lassen.

Le Bails Erklärung, die Kommission habe keinerlei Verbindungen zu den Unternehmen des Latsis-Konzerns, war allerdings rasch erschüttert worden:

Geschäfte mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau

Banken des Milliardärs machen auf dem Balkan Geschäfte mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau & Entwicklung, die wiederum von der Europäischen Union gesponsert wird.

Die Interessen des Ölmagnaten und Reeders, dessen 2003 gestorbener Vater als der letzte griechische Tycoon der Onassis-Ära galt, sind zweifellos auch von Entscheidungen der Brüsseler Behörde beeinflusst.

Dass Barroso die Kreuzfahrt in der vergangenen Woche überhaupt auf den Tisch des Kollegiums brachte, ist ausgerechnet dem britischen Europa-Abgeordnete Nigel Paul Farage zu verdanken.

Der Anführer jener Partei, die eine Loslösung der Insel von der EU anstrebt, hatte ganz allgemein Aufklärung über persönliche Vorteilsnahmen wie Reisen oder Einladungen verlangt. Da erwähnte Barroso den Ägäis-Trip und der britische Handelskommissar Peter Mandelson einen Flug in die Karibik. Doch vorzuwerfen hätten sich die beiden nichts, hieß es.

Manche Beobachter in Brüssel sehen Barrosos Kurs in der Kreuzfahrt-Frage als erneutes politisches Fehlurteil des Portugiesen. Sein Eintreten für den italienischen Kommissarskandidaten Rocco Buttiglione, der Homosexualität für eine Sünde hält, hätte im Herbst um ein Haar die Ablehnung der gesamten Kommissarsriege im EU- Parlament provoziert.

Harsche Kritik musste sich Barroso auch Mitte Februar anhören, nachdem er in einem Wahlspot für seine konservativ- liberale Partei in Portugal aufgetreten war.

Er werde nicht wieder in Wahlkämpfe eingreifen, ließ Barroso damals verkünden. Diesmal versicherte seine Sprecherin Le Bail, Einladungen langjähriger Freunde wolle Barroso auch künftig annehmen: "Es ist nicht seine Absicht, diese Dinge zu lassen, weil er Präsident der Kommission geworden ist."

Barrosos Vorvorgänger Jacques Santer war 1999 zurückgetreten, nachdem seiner Kommission die Vermischung privater und amtlicher Belange vorgeworfen worden war.

© Roland Siegloff/Takis Tsafos - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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