John Kerry, Jane Fonda und der Vietnam-Krieg:Der Mann in ihrem Rücken

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Um den voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten zu diskreditieren, versuchen seine Gegner, John Kerry in die Nähe der prominenten Schauspielerin und Kriegsgegnerin Jane Fonda zu rücken. Ein Foto aus den Siebzigern soll dabei helfen.

Von Petra Steinberger

Sie hassen Jane. "Hanoi Jane" hatten sie sie damals genannt, die Veteranen des Vietnamkrieges. Auch wenn viele von ihnen diesen Krieg später falsch fanden - Jane Fonda hatte es zu weit getrieben. Sie war in die Hauptstadt Nordvietnams gefahren, im Juli 1972, und hatte dort den US-Krieg verurteilt.

Sie sprach mit amerikanischen POWs, Kriegsgefangenen, die beteuerten, ihnen ginge es gut und dieser Krieg sei ein Verbrechen. Sie setzte sich hinter eine Flak der Nordvietnamesen. Sie erklärte, dass die USA nordvietnamesische Gefangene systematisch foltere.

Später, als amerikanische Kriegsgefangene heimkehrten und von den Zuständen in den Lagern berichteten, da sagte sie, dass Amerika "die POWs nicht als Helden feiern sollte, denn sie sind alle Heuchler und Lügner".

Jane Fonda hat, als scharfe Gegnerin des Vietnamkrieges, ihr Recht auf Freiheit der Rede in Anspruch genommen, wie viele ihrer Generation. Aber besonders sie wurde für viele Konservative, Republikaner und Veteranen zum Inbegriff der Verräterin an der eigenen Nation, zu einer antiamerikanischen Furie.

Und vielleicht hat sie sich diesen Hass auch besonders deshalb zugezogen, weil sie eine Frau war und schön und sich mit dem Feind gemein gemacht hatte, während die eigenen Leute in Vietnam kämpften und heimkamen und das Gefühl hatten, furchtbar betrogen worden zu sein.

Dieser Krieg hat die Amerikaner bis heute nicht losgelassen, genauso wenig wie der damit einhergehende "Kulturkampf" um neue Freiheiten und alte Moralvorstellungen, der das Land bis heute in der Mitte auseinander reißt.

Und deswegen kursiert seit einigen Tagen ein Foto im Internet, das Hanoi Jane auf einer Antikriegs-Demonstration zeigt - und drei Reihen hinter ihr einen Jungen mit Seitenscheitel, der jenem Mann so ähnlich sieht, den das Wall Street Journal den "hochmütigen, französisch aussehenden Senator" nennt. Das gilt in republikanischen Kreisen als kaum überbietbare Beleidigung und meint John Kerry, den voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten.

Doch ausgerechnet die Veteranen, dieses traditionell republikanische Wählersegment, hatte sich in den vergangenen Wochen zunehmend für John Kerry ausgesprochen - immerhin war er einer von ihnen und hochdekoriert.

Aber dann war er vom Glauben abgefallen und wurde aktiv in VVAW, "Vietnam Veterans Against The War". Kerry schrieb 1971 ein Buch namens "The New Soldier", in dem er, unfassbar, die Unterstellung des US-Militärs unter UN-Hoheit vorschlug.

Also beschloss Ted Sampley, Green Beret im Ruhestand und Gründer der Webpage "Vietnam Veterans Against John Kerry", zu handeln. Wer mit Jane Fonda zusammen gesehen wird, so hatte er sich gedacht, der hat ausgespielt bei den Veteranen.

Sampley suchte monatelang nach einem Beweis für das schändliche Zusammenwirken der beiden, bis er besagtes Bildmaterial fand. Aber vielleicht waren die beiden ja immer noch nicht eng genug?

Wenige Tage später tauchte ein weiteres Bild auf, welches John und Jane gemeinsam auf einem Podium zeigte, vermutlich Hetztiraden auf Amerika haltend und auch sonst extrem gefährlich für das Wohl der Nation.

Allerdings war das Foto, wie sich schnell herausstellte, gefälscht. Auch Hanoi Jane Fonda selbst eilte Kerry stracks vom Filmset zur Hilfe, jedes Bemühen, sie mit Kerry in Verbindung zu bringen, um ihn schlecht dastehen zu lassen, sei völlig falsch.

Die republikanischen Wahlkämpfer wollen mit solchen Kampagnen offiziell nichts zu tun haben. Denn ihr Präsident war während des Krieges , als er in Texas bei der National Guard hätte trainieren sollen, immerhin einige Zeit total verloren gegangen.

© SZ vom 17.2.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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