John Edwards:Für seine Fans ist er der neue Bill Clinton

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John Edwards ist jung, gut aussehend, charmant, und er kommt ebenfalls aus den Südstaaten. Und dennoch ist der 50-jährige Senator lange als Außenseiter gehandelt worden.

Bei der ersten Vorwahl der Demokraten, die im Bundesstaat Iowa stattfand, landete der Senator aus North Carolina überraschend hinter seinem Senatskollegen John Kerry mit einem Ergebnis von rund 32 Prozent auf dem zweiten Platz - und damit klar vor Howard Dean, der über Monate hinweg als Favorit für die Nominierung gehandelt worden war.

So war Edwards neben Kerry die zweite Überraschung des Wahlabends - und strahlte denn auch wie ein Sieger. Mit überbordendem Enthusiasmus präsentierte er sich seinen Anhängern in der Wahlnacht als Anführer einer Bewegung, die "das Land verändern und über Amerika hinwegfegen wird". Der Rechtsanwalt hat wohl vor allem dank seines persönlichen Charmes zuletzt wachsende Teile der Parteibasis mitreißen können.

Er setzt auf einen "optimistischen" Grundton seiner Kampagne, hält sich aus der Schlammschlacht seiner Konkurrenten heraus und pflegt vor allem sein Image als Sonnyboy.

Das größte Handicap des Mannes aus North Carolina ist seine begrenzte politische Erfahrung: Erst vor fünf Jahren wechselte er von seiner Kanzlei in der Provinz in den Senat in Washington. Doch Edwards will das Manko zum Vorteil ummünzen: Die Wähler bräuchten einen Präsidenten, der nicht "aus der Welt der Politik", sondern aus ihrer eigenen Welt kommt, meint er.

Vom Anwalt zum Millionär

Auch wenn er es als Anwalt zum Millionär gebracht hat, kann Edwards glaubwürdig vermitteln, dass er im Weißen Haus ein Advokat der kleinen Leute sein will. Denn als Spezialist für Schadenersatzklagen hat der redegewandte Südstaatler über 20 Jahre hinweg für seine Mandanten aus dem Volk Millionensummen von Unternehmen und Krankenhäusern erstritten.

Und Edwards kommt selbst aus einfachen Verhältnissen. Als Sohn einer Arbeiterfamilie wuchs er in Kleinstädten in South Carolina und North Carolina auf und arbeitete sich mit zähem Ehrgeiz nach oben, indem er sein Studium mit Fabrikjobs finanzierte.

Edwards hofft nun, dass ihm das gute Ergebnis von Iowa für seine weitere Kampagne Flügel verleiht. Sein Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf South Carolina, wo am 3. Februar abgestimmt wird. Denn sollte er in dem Staat seiner Geburt nicht gewinnen, könnte das Rennen für ihn vorbei sein.

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