Jean-Pierre Bemba im Profil:Der millionenschwere Rebellenführer

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Der ehemalige kongolesische Rebellenführer Jean-Pierre Bemba wähnte sich im Exil in Portugal sicher. Nun ist er in Brüssel verhaftet worden. Ihm werden Massenvergewaltigung und Terrorisierung der Bevölkerung vorgeworfen.

Judith Raupp

Jean-Pierre Bemba muss überrascht gewesen sein, als er am späten Samstagabend Besuch von der belgischen Polizei bekam. Der ehemalige Vizepräsident der Demokratischen Republik Kongo wähnte sich sicher vor jeglicher Strafverfolgung in Europa.

"Ich will in den Kongo zurück", sagt Jean-Pierre Bemba. Darauf muss er nun wohl länger warten. (Foto: Foto: AP)

Er lebte seit seiner Flucht aus Afrika vor gut einem Jahr unbehelligt in seiner Villa in Portugal und manchmal in Belgien.

Am Samstag gegen 23 Uhr hat ihn die Polizei in einem Vorort von Brüssel im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag verhaftet. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo stellte den Haftbefehl am 23. Mai aus. Er wurde aber bis zuletzt geheim gehalten. "Es war ein gut vorbereiteter Zugriff", sagt Moreno-Ocampo. Er wirft Bemba Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

Skrupellose Gräueltaten

Der frühere Rebellenführer soll mit seiner "Bewegung zur Befreiung des Kongo" für Massenvergewaltigungen und die Terrorisierung der Bevölkerung im Kongo und im nördlichen Nachbarland Zentralafrikanische Republik verantwortlich sein. Die Ermittlungen beziehen sich nur auf die vermutlichen Taten in Zentralafrika, die Bembas Milizionäre 2002 und 2003 begangen haben sollen. Damals herrschte in Zentralafrika Ange-Félix Patassé, der in einer umstrittenen Wahl an die Macht gelangt war.

Sein Gegenspieler, der heutige Präsident Zentralafrikas François Bozizé, putschte im Herbst 2002 gegen ihn. Da rief Patassé seinen Freund Bemba zu Hilfe. Dadurch konnte sich Patassé zunächst an der Macht halten, im März 2003 wurde er aber von Bozizé gestürzt. Bozizé sorgte dafür, dass der Internationale Strafgerichtshof gegen Bemba und Patassé Ermittlungen einleitete.

Denn die Gerichte in seiner Heimat seien dazu nicht in der Lage. Bemba bestreitet, dass seine Schergen die Gräueltaten begangen hätten. Chefankläger Moreno-Ocampo sagt dagegen, Bemba sei unvorstellbar brutal vorgegangen: "Ich bin in die Zentralafrikanische Republik gereist und habe selbst mit den Vergewaltigungs-Opfern gesprochen. Sie wollen Gerechtigkeit."

Bemba, 45, hat auch während des Bürgerkriegs im Kongo Skrupellosigkeit bewiesen. Nachdem 2002 ein Friedensvertrag geschlossen wurde, sicherte er sich einen der vier Vizepräsidentenposten unter Staatschef Joseph Kabila. Dieser übertrug dem studierten Ökonomen die Staatsfinanzen.

Bei der Wahl 2006, die von UN-Blauhelmsoldaten unter deutscher Leitung gesichert wurden, traten Kabila und Bemba gegeneinander an. Bemba unterlag und weigerte sich, seine Privatarmee zu entwaffnen. Im März 2007 lieferten sich Kabilas und Bembas Anhänger ein Gefecht in der Hauptstadt Kinshasa. Mehrere hundert Menschen starben. Bemba floh mit seiner Frau und fünf Kindern nach Portugal.

Er hätte sich dort ein schönes Leben machen können. Der Milliardärssohn soll ein Vermögen von 100 Millionen Dollar besitzen. Aber von der politischen Macht wollte er nicht lassen. "Ich will in den Kongo zurück", sagte Bemba unlängst in einem Interview. Darauf wird er nun wohl länger warten müssen. In den nächsten Tagen soll Bemba in das Gefängnis des Internationalen Strafgerichtshofs nach Scheveningen überstellt werden.

© SZ vom 26.05.2008/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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