Jakarta:Tödlicher Anschlag auf australische Botschaft

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Eine gewaltige Explosion hat ein Geschäftsviertel in der indonesischen Hauptstadt erschüttert und acht Menschen in den Tod gerissen. Mehr als Hundert wurden verletzt. Die Behörden vermuten, dass der Anschlag von Jemaah Islamiyah verübt wurde. Die Organsation wird auch für das Attentat auf Bali verantwortlich gemacht.

Australiens Premierminister John Howard sagte, bei der schweren Explosion in Jakarta handle es sich um einen Bombenanschlag. "Erste Hinweise deuten auf eine Autobombe hin", sagte Howard in Melbourne.

Das Gebäude der australischen Botschaft wurde schwer beschädigt. (Foto: Foto: Reuters)

Unter den Opfern sind nach offiziellen Angaben drei Polizisten, jedoch keine Mitarbeiter der Botschaft. Der Sprengsatz sei nur vier Meter vom stark gesicherten Tor der diplomatischen Vertretung entfernt explodiert und habe einen drei Meter tiefen Krater gerissen, sagte Howard.

Australien und die indonesischen Behörden vermuten die radikalislamische Gruppe Jemaah Islamiyah hinter der Tat. Nach Einschätzung der Ermittler trägt das Attentat in der indoesischen Hauptstadt die gleiche Handschrift wie die Aschläge auf der Insel Bali im Oktober 2002 mit 202 Todesopfern und auf das Marriott-Hotel in Jakarta vor einem Jahr mit 13 Toten.

Der indonesische Polizeichef korrigierte frühere Aussagen, wonach es sich um ein Selbstmordattentat gehandelt habe. Dies werde noch untersucht, sagte er.

"Eindeutig ein Terroranschlag gegen Australien"

Verantwortlich sei vermutlich ein gesuchter Bombenexperte mit Namen Azahari. Er wird der Jemaah Islamiyah zugerechnet, die auch hinter den beiden früheren Anschlägen stecken soll.

Der australische Außenminister Alexander Downer reiste sofort nach Jakarta. In Australien finden in wenigen Wochen Wahlen statt. "Es handelt sich hier eindeutig um einen Terroranschlag", sagte Downer vor seiner Abreise in Adelaide.

"Es geschah vor der australischen Botschaft, daher muss man davon ausgehen, dass der Anschlag gegen Australien gerichtet war", fügte Downer hinzu.

Die starke Explosion war noch in fünf Kilometern Entfernung zu hören und zu spüren gewesen.

Polizisten riegeln den Anschlagsort ab. (Foto: Foto: ap)

"Ich bin hier entlang gefahren und plötzlich gab es eine gewaltige Explosion", sagte ein Augenzeuge. Fensterscheiben der Botschaft sowie umliegender Gebäude waren zertrümmert. Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Anschlagsort. Krankenhausmitarbeiter berichteten von mehr als 100 Verletzten.

Ein hoher Zaun um das Gelände der Botschaft wurde beschädigt. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Canberra erklärte, es werde noch geprüft, ob Mitarbeiter der Botschaft verletzt wurden. Die Mission sei evakuiert worden.

Der private Rundfunksender Elshinta meldete, ein vor der Botschaft geparkter Einsatzwagen der Polizei sowie ein Taxi seien durch die Detonation völlig zerstört worden. Andere Augenzeugen berichteten, mehrere Gebäude seien schwer beschädigt worden.

Allein in Indonesien hat Jemaah Islamiyah seit April 1999 nach Einschätzung der in Brüssel ansässigen International Crisis Group (ICG) mehr als 50 Bombenanschläge verübt oder geplant.

Angeblich Verbindung zu al-Qaida

Die Gruppe soll Verbindungen zum al-Qaida-Netzwerk von Osama bin Laden haben. In der Öffentlichkeit tritt Jemaah Islamiyah kaum in Erscheinung. Ihr mutmaßlicher geistlicher Führer, Abu Bakar Bashir, ein bekennender Bin-Laden-Bewunderer, streitet sogar ab, dass die Gruppe überhaupt existiert.

Sicherheitsexperten und die Regierungen in Südostasien sehen das anders. Demnach kämpft Jemaah Islamiyah für die Errichtung eines Gottesstaats in den moslemischen Ländern der Region. Dieser soll neben Indonesien auch Brunei, Malaysia, Singapur und die südlichen Philippinen umfassen.

Die Gruppe stützt sich auf eine wachsende Ablehnung der Bevölkerung gegen den Westen. Ein aus den USA, Großbritannien und Australien bestehendes angelsächsische Dreierbündnis wird von vielen als Treiber eines westlich-christlichen Kriegs gegen den Islam gesehen, wie Andrew Tan vom Institut für Strategische Studien in Singapur sagt.

Mehr als 30 Täter der Anschläge auf Bali und auf das Marriott-Hotel sind bereits verurteilt worden. Der ehemalige Einsatzchef der Jemaah Islamiyah Riduan Isamuddin alias Hambali, wurde in Thailand festgenommen und sitzt in US-Haft; der mutmaßliche Anführer Bashir ist wegen des Anschlags auf das Marriott angeklagt.

Zwei Drahtzieher, die malaysischen Bombenbauer Noordin Mohammed Top und Asahari Husin, sind jedoch noch nicht gefasst. Die indonesische Polizei sagte am Donnerstag, sie verdächtige "Dr. Asahari", auch die in Jakarta detonierte Autobombe gebaut zu haben.

Zwei in Indonesien inhaftierte Jemaah-Islamiyah-Kämpfer sagten dem malaysischen Fernsehen in diesem Jahr, die Attentäter der Gruppe glaubten, sie erfüllten die Wünsche Bin Ladens.

Hambali und Abu Bakar Bashir hätten die Fatwa Osama bin Ladens weitergegeben, wonach alle Moslems sich verteidigen und Rache für die Taten der Amerikaner üben müssten.

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