Israel:Tote und Verletzte bei Anschlag in Jerusalem

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Bei einem Anschlag im Zentrum von Jerusalem sind nach Angaben von Rettungsdiensten mindestens vier Menschen getötet und mehr als 45 weitere Personen verletzt worden. Ein Palästinenser rammte mit einem Bagger mehrere Autos sowie zwei Busse und überfuhr Passanten.

Nach einem Anschlag im Zentrum von Jerusalem ist die Zahl der Toten auf vier gestiegen. Nach Angaben von Rettungsdiensten wurden mehr als 45 weitere Personen verletzt. Ein Palästinenser rammte am Vormittag mit einem Bagger mehrere Autos und zwei Busse, einer davon stürzte um. Es war der erste Anschlag auf Israelis in West-Jerusalem, seit im März ein Araber acht Religionsschüler erschossen hatte.

Kurz nach der Amokfahrt des Attentäters liegt ein umgeworfener Bus auf der Straße (Foto: Foto: AFP)

Der Fahrer demolierte mit der Schaufel des Baufahrzeugs auf der zentralen Jaffa-Straße zahlreiche Autos und überfuhr mehrere Fußgänger. Hunderte Menschen stürzten in Panik durch die Straßen der Innenstadt. Am Unglücksort lagen Verletzte zwischen Glassplittern und Blutlachen auf der Straße. Hubschrauber kreisten über dem Ort des Anschlags.

Attentäter erschossen

In einem Bericht des israelischen Rundfunks hieß es, ein Polizist sei auf das Dach des Baggers geklettert und habe mehrere Male auf dessen Fahrer geschossen und diesen tödlich getroffen. Der Anschlag sei offenbar politisch motiviert, teilte die Polizei mit. Der Attentäter stamme aus dem arabischen Ost-Jerusalem und sei als Krimineller bekannt gewesen.

Ersten Meldungen zufolge handelt es sich um einen Einzeltäter. Der israelische Rundfunk berichtete, der Mann gehöre vermutlich zu keiner der militanten Palästinenserorganisationen. Nach Augenzeugenberichten arbeitete er mit dem Bulldozer auf einer Baustelle im Stadtzentrum. Er habe ganz plötzlich mit der Amokfahrt begonnen.

Unterdessen bekannte sich allerdings die weitgehend unbekannte Gruppe "Brigaden der freien Menschen von Galiläa" in einem Telefonanruf bei der Nachrichtenagentur AFP in Ramallah zu dem Anschlag. Die Glaubwürdigkeit des Anrufers konnte jedoch zunächst nicht überprüft werden. Die Gruppe hatte sich im März auch zu einem Anschlag auf eine Talmudschule in Jerusalem bekannt. Dies konnte bislang nicht bestätigt werden.

Die radikalislamische Hamas-Organisation hat die tödliche Amokfahrt als "natürliches Ergebnis der israelischen Aggression" gegen die Palästinenser bezeichnet. Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri in Gaza wollte den Anschlag jedoch nicht ausdrücklich gutheißen. Er sagte, Hamas habe keine Informationen über die Gründe, die den palästinensischen Fahrer aus Ost-Jerusalem motiviert hätten.

"Der Feind muss mit mehr Angriffen rechnen"

Die pro-iranische Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad lobte den Anschlag hingegen als Reaktion auf die israelischen Militäreinsätze. "Der Feind muss mit mehr Angriffen rechnen, wenn er die Besatzung und die Aggression gegen unser Land und Volk fortsetzt", hieß es in einer Stellungnahme der Gruppe. Wenn Israel glaube, es habe wegen der Waffenruhe im Gazastreifen Handlungsfreiheit im Westjordanland, mache es einen Fehler.

Wenige Tage nach Beginn der Gaza-Waffenruhe hatte die israelische Armee am 24. Juni in Nablus im nördlichen Westjordanland einen ranghohen Führer des Islamischen Dschihad getötet. Die Gruppierung hatte daraufhin eine "Bestrafung" Israels angedroht.

Am Mittwochmorgen hatte Israel die Grenzübergänge in den Gazastreifen für Waren wieder freigegeben. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hatte die Wiedereröffnung zwei Wochen nach Vereinbarung einer Waffenruhe mit den militanten Palästinensergruppen angeordnet.

© dpa/AFP/Reuters/AP/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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