Israel: Olmert unter Korruptionsverdacht:Keine Schecks, nur Bares

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Im Ermittlungsverfahren um den israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert wurde ein Hauptzeuge verhört - und erhob schwere Vorwürfe gegen den Politiker. Trotzdem könnte der Regierungschef ungeschoren davon kommen.

Neuigkeiten im Korruptionsfall Olmert: Der US-Geschäftsmann Morris Mosche Talansky sagte in Jerusalem im Kreuzverhör, er habe dem israelischen Ministerpräsidenten bei mehreren Treffen 150.000 Dollar (rund 100.000 Euro) in bar gegeben. Zudem habe er dem 62-jährigen Olmert auch Darlehen für private Urlaube gewährt - laut Talansky zwischen 25.000 und 30.000 Dollar für einen Aufenthalt in Italien.

Ehud Olmert neben dem Geschäftsmann Morris Mosche Talansky (Foto: Foto: AP)

Diese seien nie zurückgezahlt worden. Weiterhin habe er eine Hotelrechnung in Washington beglichen, weil Olmerts Kreditkarte überzogen gewesen sei. Der 75-Jährige gab an, dass er für seine Zahlungen nie eine Gegenleistung von Olmert erwartet habe.

Olmert hat bislang alle Korruptionsvorwürfe zurückgewiesen und erklärt, er habe mit den Spendengeldern rückwirkend Schulden von vier verschiedenen Wahlkämpfen für das Amt des Bürgermeisters und in seiner damaligen Likud-Partei beglichen. Die neue Affäre könnte Olmerts politische Karriere beenden und die Zukunft der Friedensverhandlungen mit Palästinensern und Syrien infrage stellen.

Talansky, der während seiner Aussage in Tränen ausbrach, musste sich einem Kreuzverhör vor Gericht stellen, obwohl gegen Olmert noch keine Anklageschrift eingereicht worden ist. Die Staatsanwaltschaft hatte darauf bestanden, weil sie fürchtet, dass der US-Bürger im Falle eines Prozesses nicht mehr aus den USA nach Israel zurückkommen könnte.

Keine Schecks, nur Bares

Der Spendensammler sagte vor Gericht aus, er habe Olmert und dessen ehemalige Kanzleichefin Schula Zaken mehrmals in Israel und in New York getroffen und Umschläge mit Bargeld übermittelt, weil der Politiker keine Schecks annehmen wollte. Talansky spekulierte, dass Olmert zumindest einen Teil des Geldes für persönliche Zwecke verwendet haben könnte. "Ich weiß nur, dass er teure Zigarren liebte. Ich weiß, dass er Federhalter und Uhren liebte."

"Ich hatte eine sehr enge Beziehung zu ihm, aber ich möchte hinzufügen, dass die 15 Jahre dauernde Beziehung nur auf Bewunderung basierte, ich habe nie etwas persönlich erwartet, ich hatte nie irgendwelche Vorteile davon", sagte Talansky. Er habe Olmert aus persönlicher Sympathie unterstützt und weil dieser sich damals für ein Groß-Jerusalem einsetzte. "Ich habe ihn als einen Mann gesehen, der sehr viel erreichen kann", sagte Talansky. "Als ein Mann, der die Stadt aufbauen und sie vereinen kann."

Die israelische Tageszeitung Jerusalem Post hatte am Freitag berichtet, ein Gruppe rechtsorientierter US-Rabbiner habe Talansky gedrängt, gegen Olmert auszusagen, weil sie fürchteten, er könne im Rahmen der Friedensverhandlungen die israelische Souveränität über den Tempelberg in Jerusalem und den Ostteil der Stadt aufgeben.

Der israelische Staatsanwalt Mosche Lador betonte vor der Aussage Talanskys, der Ausgang des Verfahrens sei noch unklar. Es sei durchaus möglich, dass die Akte wieder geschlossen und keine Anklageschrift eingereicht werde.

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