Israel:Letzte Siedlungen gegen heftigen Widerstand geräumt

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Weitaus früher als ursprünglich geplant hat Israel seinen Rückzugsplan beendet. Damit sind sämtliche 21 jüdischen Siedlungen im Gaza-Streifen und vier weitere im Westjordanland geräumt.

Thorsten Schmitz

Bei der Räumung von zwei jüdischen Siedlungen im Westjordanland sind israelische Soldaten und Polizisten am Dienstag auf erbitterten Widerstand von Abzugsgegnern gestoßen. Mehrere hundert radikale Siedler hatten sich in den letzten zur Zwangsevakuierung vorgesehenen Orten Sanur und Homesch in Synagogen und einer alten Zitadelle verbarrikadiert und bewarfen die Räumkommandos mit heißem Öl, Lackfarben, Flaschen, Glühbirnen und Eiern. Zwei Soldaten wurden durch Messerstiche verletzt, meldete der israelische Rundfunk. Zum befürchteten Einsatz weiterer Waffen wie etwa Granaten kam es jedoch nicht.

Bei der Räumung Sanurs und der Siedlung Homesch im Norden des Westjordanlands waren etwa 17000 Soldaten und Polizisten vom frühen Morgen an im Einsatz. Die Sicherheitskräfte transportierten insgesamt 870 Menschen ab. Ein Sprecher der Armee erklärte am späten Nachmittag die Räumungen im Westjordanland für beendet. Damit ist der Rückzugsplan, der die Räumung sämtlicher 21 jüdischer Siedlungen im Gaza-Streifen und vier weiterer im Westjordanland vorsieht, weitaus früher beendet, als ursprünglich geplant. Die Evakuierungen waren erst am vergangenen Mittwoch begonnen worden und sollten mindestens einen Monat dauern.

Palästinenserpräsident Machmud Abbas lobte Regierungschef Ariel Scharon in einem Telefongespräch für die Siedlungs-Auflösungen und sprach von einem "neuen Kapitel" in den israelisch-palästinensischen Beziehungen. Die beiden vereinbarten ein baldiges Gipfeltreffen.

Siedler von Gaza-Streifen in Westjordanland umgezogen

Am Dienstag wurde bekannt, dass mehrere Dutzend Familien aus dem Gaza-Streifen ohne Absprache mit der Rückzugsbehörde Sela auf eigene Faust in jüdische Siedlungen im Westjordanland gezogen sind. Wie israelische Medien berichteten, seien allein 200 Siedler aus dem Gaza-Streifen in der Siedlung Ofra nahe Ramallah im Westjordanland untergekommen.

Die Siedlungsverwaltung Ofras habe den Gaza-Siedlern zudem permanente Unterkünfte in Aussicht gestellt. Darüber hinaus sind nach Angaben des israelischen Fernsehens mehrere hundert Siedler aus dem Gaza-Streifen in die jüdische Siedlung Ariel im Westjordanland umgezogen. Der Generalsekretär der israelischen Friedensbewegung Peace Now, Jaariv Oppenheimer, erklärte auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, nach Abschluss des Gaza-Rückzugplans würden mehr Siedler im Westjordanland leben als vor Beginn des Plans.

Den Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen nannte Oppenheimer "einen wichtigen Schritt". Dieser habe das Bewusstsein in der israelischen Bevölkerung geschaffen, "dass es grundsätzlich möglich ist, jüdische Siedlungen aufzulösen". Genauso wichtig sei es jedoch zu verhindern, dass der Gaza-Streifen zum Gefängnis für die Palästinenser werde. Regierungschef Ariel Scharon habe die Besiedlung des Gaza-Streifens beendet, um die Besiedlung des Westjordanlandes fortzusetzen.

© SZ vom 24.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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