Israel:Gewaltausbruch überschattet Likud-Abstimmung

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Ein blutiger Anschlag hat eine Abstimmung über den Abzug Israels aus dem Gazastreifen überschattet. Palästineser erschossen eine israelische Siedlerin und ihre vier Kinder. Daraufhin griffen Kampfhubschrauber die Stadt Gaza an.

Palästinensische Extremisten töteten im Gazastreifen eine hochschwangere israelische Siedlerin und deren vier Töchter im Alter von zwei bis elf Jahren. Die beiden Angreifer, die das Feuer aus unmittelbarer Nähe auf das Auto der Familie eröffneten, wurden anschließend bei einer Verfolgungsjagd von israelischen Soldaten erschossen.

Israelische Helfer räumen am Anschlagsort auf. (Foto: Foto: ap)

Nach Medienberichten war die ermordete Israelin aus dem Siedlungsblock Gusch Katif im Gazastreifen unterwegs nach Israel. Dort wollte sie an Protesten gegen die geplante Räumung der israelischen Siedlungen teilnehmen.

Die Extremisten eröffneten nahe Kissufim das Feuer auf ihr Fahrzeug und setzten auch einen Sprengsatz gegen das Auto ein. Zu der Tat bekannten sich die "Volkswiderstands-Komitees", ein lockerer Zusammenschluss militanter Mitglieder der wichtigsten Palästinensergruppen.

Israelische Kampfhubschrauber feuerten daraufhin am frühen Abend mehrere Raketen auf ein Hochhaus in der Stadt Gaza ab. Nach palästinensischen Angaben wurde eine Radiostation der radikal-islamischen Hamas-Bewegung getroffen. Dabei wurde jedoch nachersten Angaben niemand verletzt.

Nach dem Anschlag auf die Siedlerfamilie erschien der Ausgang einer Urabstimmung von knapp 200.000 Mitgliedern der regierenden Likud-Partei über den einseitigen Abtrennungsplan des Ministerpräsidenten Ariel Scharon ungewiss.

Politische Beobachter gingen davon aus, dass der blutige Zwischenfall Scharons Chancen auf einen Sieg weiter verringern würde. Nach letzten Umfragen vor der Abstimmung führten die Gegner des Plans mit mehreren Prozentpunkten.

Scharon verurteilte den Anschlag als "grausames Verbrechen". Er sehe die Tat als Versuch der Palästinenser, seinen Plan zur einseitigen Abtrennung von Palästinensergebieten zu verhindern.

Ergebniss der Likud-Abstimmung erst für Montag erwartet

In einem letzten Appell hatte Scharon seine Parteimitglieder am Morgen eindringlich zur Unterstützung seines Plans aufgerufen. Er sprach von einer "schicksalträchtigen Abstimmung", die entscheide, ob Israel sich vorwärts oder rückwärts bewegen werde. "Jedermann muss genau über seine Zukunft und die seiner Kinder nachdenken und für meinen Plan stimmen", sagte Scharon.

Die Likud-Mitglieder konnten ihre Stimme von 7 bis 21 Uhr abgeben. Mit dem Endergebnis der Abstimmung wurde erst am frühen Montag gerechnet. Einen Rücktritt Scharons hatten Vertraute auch im Falle einer Niederlage ausgeschlossen.

Scharon plant eine Räumung des Gazastreifens und einiger Siedlungen im Westjordanland. Die größten jüdischen Siedlungen im Westjordanland sollen ausgebaut werden. Er will seine Ziele notfalls auch ohne Rückhalt seiner Partei umsetzen.

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