Islam und Salman Rushdie:Ein Ritterschlag mit Folgen

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Die Queen hat ihn zum Ritter geschlagen - nun gibt es schwere Proteste in der islamischen Welt. Ein pakistanischer Politiker hat sogar zum Mord am indisch-britischen Schriftsteller Rushdie aufgerufen.

Die Verleihung der Ritterwürde durch Großbritannien an den Schriftsteller Salman Rushdie ruft in immer mehr islamischen Ländern wütende Proteste hervor. Am Donnerstag kritisierten auch Indonesien und Ägypten, die bevölkerungsreichsten Länder der islamischen und der arabischen Welt, die Ehrung für den in Indien geborenen britischen Autor.

Zuvor hatten bereits Pakistan, Iran und der Irak die Entscheidung der Londoner Regierung kritisiert. In Deutschland solidarisierten sich Schriftsteller und Publizisten mit dem 60-jährigen Rushdie.

Der indonesische Außenminister Hassan Wirajuda sagte: "Der Zeitpunkt ist falsch, um eine gute Atmosphäre für gegenseitiges Verständnis zwischen den Zivilisationen, Kulturen und Religionen zu schaffen." Arief Awaluddin von der indonesischen Gerechtigkeits- und Wohlfahrtspartei sagte, man müsse "nicht Leute ehren, die das heilige Buch des Islams beleidigten".

Das ägyptische Parlament verabschiedete eine Erklärung, in der es heißt: "Dies ist eine weitere der Beleidigungen des Islam, wie sie zum Terrorismus geführt haben." Der Ritterschlag solle "neu überdacht werden, um die Welle antibritischer Gefühle in der islamischen Welt zurückzuschlagen".

Rushdie ist vielen Menschen in der islamische Welt wegen der Beschreibung des Propheten Mohammed in seinem Buch "Satanische Verse" verhasst. Der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini hatte 1989 nach der Veröffentlichung des Werkes gegen Rushdie eine Todes-Fatwa, die einem Mordaufruf gleichkommt, ausgesprochen.

Der Autor lebte jahrelang unter starkem Polizeischutz. Die Queen hatte Rushdie am Samstag für seine Verdienste um die Literatur die Ritterehre verliehen. Die Königin hatte bei der traditionellen Ehrung zu ihrem Geburtstag am selben Tag 945 weitere Kulturgrößen, Sportlern und Wirtschaftleute ausgezeichnet.

Deutsche Autoren solidarisieren sich

Danach waren die britischen Botschafter in Iran und in Pakistan jeweils in das Außenministerium einbestellt worden. Der Ritterschlag sei eine Provokation für eineinhalb Milliarden Muslime, wurde dem britischen Diplomaten in Teheran vorgehalten, wie die iranische Agentur Fars berichtete. Auch der iranische Botschafter in London übergab eine Protestnote.

Der irakische Außenminister Hoschiar Zebari nannte die Ehrung "unpassend". Nach einer Unterredung mit seiner britischen Amtskollegin Margaret Beckett in London warnte er, radikale Kreise würden dies zum Anlass nehmen, um in der ganzen Welt Unruhe zu stiften. Die Außenministerin bedauerte die Proteste. Sie bestand jedoch darauf, dass die Ehrung des Schriftstellers richtig sei. Muslime erhielten in Großbritannien Auszeichnungen ganz genauso wie andere Bürger, sagte Beckett.

In Berlin veröffentlichten mehrere Autoren, darunter der Deutsch-Iraner Navid Kermani und der Schriftsteller Michael Kleeberg, eine Erklärung, in der es heißt: "Das ist so seit 1989, und das bleibt so: Wenn Salman Rushdie gedroht wird, wird jedem Schriftsteller gedroht."

Der Präsident eines pakistanischen Regionalparlaments rief indirekt zum Mord an Rushdie auf. "Jeder Gotteslästerer muss mit dem Leben haften", sagte der Politiker Afzal Sahi in der zentralen Punjab-Provinz: "Ich werde einen Gotteslästerer töten, wenn ich auf ihn stoße." Sahi ist mit der in Pakistan regierenden Muslim-Liga assoziiert.

© SZ vom 21. 6. 2007 / dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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