Umstrittenes Atomprogramm:Iran verbessert anscheinend Fähigkeit zur Anreicherung von Uran massiv

Lesezeit: 1 min

In der Versuchsanlage von Natans sind offenbar 180 moderne Zentrifugen installiert worden. Damit könnte Iran wesentlich schneller als erwartet waffenfähiges Uran herstellen . Die USA sprechen von einem "weiteren provokativen Schritt" Teherans.

Iran treibt sein umstrittenes Atomprogramm voran und riskiert damit eine Eskalation in dem seit Jahren schwelenden Konflikt. Nach Angaben der UN-Atomaufsicht (IAEA) hat die Islamische Republik ihre Fähigkeit zur Anreicherung von Uran massiv ausgeweitet. So hätten Wissenschaftler in der Anlage von Natans 180 moderne Zentrifugen vom Typ IR-2m sowie leere Zentrifugenbehälter installiert, heißt es in einem vertraulichen IAEA-Bericht, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Die USA sprachen von einem "weiteren provokativen Schritt" des Irans. Präsident Barack Obama dürfte in dem Konflikt aber vorerst weiterhin auf Verhandlungen setzen.

Sollten die neuen Zentrifugen erfolgreich zum Laufen gebracht werden, könnte der Iran deutlich schneller Uran verdichten und somit früher als bislang erwartet die Fähigkeit zum Bau einer Nuklearwaffe erreichen. Schon jetzt hat die Islamische Republik dem IAEA-Bericht zufolge ihren Vorrat an auf 20 Prozent angereichertem Uran auf 167 Kilogramm erhöht. Als Ausgangsmaterial für den Bau einer Atombombe werden in der Regel 240 bis 250 Kilogramm benötigt.

Zugleich bemängelte die UN-Atomaufsicht, der Iran habe den internationalen Inspektoren zuletzt keinen Zugang zur Militäranlage in Parchin gewährt. Dies unterlaufe die Bemühungen der IAEA, Licht in das umstrittene Atomprogramm zu bringen. Der Bericht dürfte die Verhandlungen der Sechser-Gruppe mit den iranischen Atomunterhändlern am Dienstag in Kasachstan überschatten.

USA sind alarmiert

Ein Sprecher des US-Präsidialamts erklärte, der Iran riskiere eine weitere Isolation, sollten seine Unterhändler bei den anstehenden Gesprächen die Bedenken der internationalen Gemeinschaft nicht zerstreuen können. Das Fenster für Diplomatie sei noch offen, aber es werde sich irgendwann schließen. Eine Sprecherin des Außenministeriums sagte zu dem vertraulichen IAEA-Bericht, die Installation moderner Zentrifugen würde einen "weiteren provokativen Schritt" bedeuten.

Das britische Außenministerium erklärte, der IAEA-Bericht gäbe Anlass zur Sorge. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte, der Iran bewege sich langsam, aber sicher auf die rote Linie zu. Bereits vor den Vereinten Nationen hatte Netanjahu gefordert, der Iran dürfe nicht einmal für eine einzige Nuklearwaffe Atommaterial besitzen.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/sst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: