Iran und Saudi-Arabien:Krieg im fremden Land

Lesezeit: 2 min

Bomben auf Sanaa: Die jemenitische Hauptstadt nach den Luftangriffen der von Saudi-Arabien geführten Koalition gegen die Huthi-Rebellen. (Foto: Yahya Arhab/dpa)

Teheran und Riad tragen ihre politischen Auseinandersetzungen nun zunehmend auch im Jemen aus.

Iran hat seine ersten Angaben zu einem angeblichen Raketenangriff saudi-arabischer Kampfflugzeuge auf die iranische Botschaft in Jemen revidiert. Nach den Worten von Vizeaußenminister Hussein Amirabdullahian ist bei einem Luftangriff in der Nacht zum Donnerstag auf die Hauptstadt Sanaa auch eine Rakete "in der Nähe der iranischen Botschaft" eingeschlagen. Dabei soll ein iranischer Wächter schwer verletzt worden sein.

Das Außenministerium in Teheran hatte zunächst von einem "bewussten und vorsätzlichen Angriff Saudi-Arabiens" auf seine Botschaft gesprochen und diesen scharf verurteilt. Iran wolle bei den Vereinten Nationen einen umfassenden Bericht über den Vorfall einreichen und den Vorfall juristisch verfolgen lassen, sagte Amirabdullahian am Donnerstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna. Der Vizeminister warf den Saudis außerdem vor, aus "einer fehlerhaften Aktion einiger Demonstranten" vor der saudischen Botschaft in Teheran ein Politikum gemacht zu haben.

Nach der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr und anderer Personen in Saudi-Arabien hatten mehr als 100 Iraner in der Nacht zum Sonntag die saudische Botschaft gestürmt und Brände gelegt. 50 von ihnen wurden im Zusammenhang mit dem Angriff und der Verwüstung einiger Teile der Botschaft verhaftet. Die iranische Führung hat den Angriff scharf verurteilt.

In Jemen liefern sich die beiden Regionalmächte, die auch im Syrien-Konflikt konkurrieren, einen Stellvertreterkrieg. Saudi-Arabien führt eine Allianz sunnitischer Staaten, die gegen die von Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen in Jemen kämpfen. Die Allianz kündigte an, die Vorwürfe zu prüfen. Auf politischer Ebene reagierte Iran mit einem Importverbot für saudi-arabische Produkte darauf, dass das Königreich zuvor die diplomatischen Beziehungen zu Teheran abgebrochen hatte.

Die jährlichen Importe aus dem Königreich nach Iran haben ein Volumen von umgerechnet etwa 55 Millionen Euro. Der stellvertretende saudische Kronprinz Mohammed bin Salman rechnet trotz der Eskalation nicht mit einer gegenseitigen Kriegserklärung der beiden Regionalmächte. Der stellvertretende Kronprinz soll im Königreich Saudi-Arabien über beträchtliche Macht verfügen.

Nach der Möglichkeit eines Kriegs mit Iran gefragt, sagte Prinz Mohammed: "Es ist etwas, das wir überhaupt nicht vorhersehen." Jeder, der darauf dringe, sei "nicht bei Verstand". Ein Krieg zwischen den beiden Ländern wäre "der Beginn einer großen Katastrophe in der Region", erklärte Prinz Mohammed in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des Magazins The Economist. Er verteidigte die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr. Mit diesem waren weitere 46 Menschen in Saudi-Arabien hingerichtet worden.

Zu den Angriffen in Jemen hatte der Sprecher des iranischen Außenministeriums zunächst behauptet, einige Wachleute der Botschaft in Sanaa seien verletzt worden. Anwohner berichteten dagegen, sie hätten keine Beschädigung des Gebäudes im Stadtteil Hadda ausgemacht. Bei einem Luftangriff sei ein öffentlicher Platz getroffen worden, der 700 Meter entfernt liege.

Der Sprecher des von Saudi-Arabien geführten Bündnisses, Brigadegeneral Ahmed Asseri, bestätigte massive Luftangriffe in Sanaa. Sie hätten aber Raketenwerfern der Huthi gegolten. Die Rebellen hätten zivile Gebäude für ihre Kampfeinsätze genutzt, darunter mehrere geräumte Botschaften.

Chinas Außenminister will Riad und Teheran besänftigen

Die Huthi-Miliz kontrolliert den Norden Jemens, darunter die Hauptstadt Sanaa. Sie wirft der Regierung Korruption vor und hat sie vertrieben. Saudi-Arabien will den jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi wieder zur Macht verhelfen und hatte das Ende einer Waffenruhe verkündet.

Um einen Abbau der Spannungen bemüht sich derzeit Chinas Vize-Außenminister Zhang Ming. Er halte sich in Saudi-Arabien auf und werde im Anschluss nach Iran weiterreisen, sagte eine Ministeriumssprecherin in Peking.

Die für den 25. Januar geplanten Genfer Friedensverhandlungen für Syrien werden nach Darstellung des US-Außenministers John Kerry nicht vom Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran belastet. "Beide versichern, dass ihr Konflikt die Verhandlungen nicht beeinträchtigen wird", sagte er am Donnerstag in Washington.

© SZ vom 08.01.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: