Vor dem März kannte kaum jemand den irakischen Informationsminister Mohammed Said el-Sahhaf. Weil Saddam Hussein immer seltener zu sehen war, wurde el-Sahhaf jedoch schnell zum Sprachrohr und Gesicht des Regimes. Im Laufe des Krieges wurden seine Auftritte immer seltsamer. Als man wenige hundert Meter vom Informationsministerium schon die ersten US-Panzer sah, behauptete er noch lächelnd, es gebe keine Amerikaner in Bagdad. Eine Chronik von Bernd Dörries.
21. März: US-Generalstabschef Richard Myers: Hunderte militärische Ziele werden in den kommenden Stunden angegriffen.
Mohammed Said el-Sahhaf: Sie sind eine Supermacht von Schurken. Sie sind die Supermacht von Al Capone.
31. März: US-Befehlshaber Will Grimsley: US-Truppen hatten ersten ernsthaften Kontakt mit den Republikanischen Garden. el-Sahhaf: Der Sturz von US-Präsident George W. Bush ist nahe.
2. April: US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld: Ring um Bagdad schließt sich. el-Sahhaf: Sie lügen jeden Tag. Was sie über einen Durchbruch sagen, ist eine komplette Illusion.
3. April: US-Offizier John Altman: Bei ihrem Vormarsch auf Bagdad sind die US-geführten Streitkräfte bis auf 15 Kilometer an Bagdad herangerückt. el-Sahhaf: Die Erfolgsmeldungen der Amerikaner sollen ein Scheitern an allen Fronten verdecken. Heute werden wir ihnen die Lektion erteilen, die sie verdient haben.
4. April: US-Armeesprecher Brooks: Der Saddam-Hussein-Flughafen heißt jetzt Internationaler Flughafen von Bagdad. el-Sahhaf: Die US-Truppen auf dem Flughafen sind vollständig umstellt und isoliert. Sie sollten sich ergeben. Es wird schwierig für irgendeinen von ihnen, da lebend rauszukommen.
5. April: Brooks: Wir haben nun Einheiten in der Stadt. Sie sind mitten in Bagdad. el-Sahhaf: Der Flughafen und die Vororte Bagdads sind wieder unter Kontrolle. Sie können sich diese Orte anschauen, dort ist überhaupt nichts. Alles ist okay.
6. April: US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice: Eine Übergangsregierung kann ihre Arbeit in Irak bereits aufnehmen, bevor der Krieg beendet ist. el-Sahhaf: Irakische Soldaten und Kämpfer haben in der Nacht zum Sonntag 50 US-Soldaten beim Kampf um den Flughafen von Bagdad getötet und die Amerikaner vertrieben.
7. April: Brooks: Irakische Regierung hat Teile der Stadt nicht mehr unter Kontrolleel-Sahhaf: Es gibt keine Ungläubigen in Bagdad. Die US-Söldner begehen Selbstmord an den Mauern Bagdads.
8. April: US-Präsident George W. Bush: Es soll so schnell wie möglich eine Zivilregierung aus Irakern eingesetzt werden. el-Sahhaf: Sie werden sich ergeben, oder sie werden verbrannt in ihren Panzern. Wir haben keine Angst und werden die Amerikaner vernichten.
9. April: Brooks: Die Menschen freuen sich über ihre Befreiung, eine Menge Energie wird bei ihnen frei gesetzt. el-Sahhaf: Keine Stellungnahme.
(sueddeutsche.de)