Irak-Krieg:Pentagon entwirft Abzugs-Szenario

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Ganz oder gar nicht - scheint die Devise der Bush-Regierung in der Irakpolitik zu sein. Der Präsident kündigte die Entsendung von weiteren Tausenden Soldaten an. Zugleich plant das Pentagon offenbar den Truppenabzug - für den Fall, dass die aktuelle Offensive scheitern sollte.

US-Präsident George W. Bush hat während seiner Lateinamerikareise am Montag an den US-Kongress appelliert, mehr Geld für Truppen im Irak bereitzustellen. Er plant nach einem Bericht der Los Angeles Times, weitere 4.700 Soldaten in die Krisenregion zu entsenden - zusätzlich zu den bereits angekündigten 21.500 Mann. Die Kosten von 3,2 Milliarden Dollar muss der Kongress bewilligen.

Die Zustimmung des mehrheitlich demokratisch besetzten Kongresses aber ist fraglich. Vor diesem Hintergrund - so berichtet die Los Angeles Times in einem weiteren Artikel - arbeitet das Pentagon bereits an einem Notfallplan. Er sehe vor, die US-Truppen schrittweise aus dem Irak abzuziehen und stattdessen einheimische Sicherheitskräfte auszubilden, schreibt das Blatt unter Berufung auf nicht näher genannte Pentagon-Mitarbeiter. Dazu sollen möglicherweise Tausende Ausbilder in den Irak entsandt werden.

Große Anspannung im Verteidigungsministerium

Die Notfallstrategie befände sich noch in einer frühen Planungsphase, hieß es weiter. Dennoch arbeiteten die Pentagonstrategen in großer Anspannung. Denn hinter dem möglichen Kurswechsel steht offenbar auch die Sorge, dass die geplante Truppenaufstockung nicht fruchtet.

Mit der verstärkten Militärpräsenz will die Bush-Regierung vor allen die Lage in Bagdad unter Kontrolle bringen, wo es immer wieder zu blutigen Anschlägen kommt. Die Pläne gelten als die womöglich letzte Chance Bushs, das US-Engagement im Irak zu retten und die Öffentlichkeit wieder auf seine Seite zu bringen.

"Allergisch gegen ausländische Präsenz"

Die Zeitung zitiert jedoch einen Pentagon-General mit den Worten, er kenne niemanden, der glaubt, dass die Truppenaufstockung die richtige Antwort auf die Probleme im Irak sei. Ein anderer Vertreter des Verteidigungsministeriums äußerte die Befürchtung, dass das Engagement der US-Streitmacht am Ende "selbstzerstörerisch" werden könne: "Dieser Teil der Welt ist allergisch gegen ausländische Präsenz".

Derzeit haben die USA 141.000 Soldaten im Irak. Der Krieg geht in das fünfte Jahr und die Zustimmung in der Bevölkerung schwindet zusehends. Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus wollen erreichen, dass die US-Truppen bis spätestens August 2008 aus dem Irak abziehen.

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