Interview mit Saudi-Arabiens Außenminister:Saudischer Außenminister warnt: Russlands Eingreifen in Syrien sehr, sehr gefährlich

Saudi-Arabiens Außenminister al-Jubeir

Saudi-Arabiens Außenminister al-Dschubeir warnt Russland wegen ihres militärischen Engagements in Syrien.

(Foto: Carlos Barria/Reuters)
  • Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubeir glaubt nicht, dass Syriens Machthaber Baschar al-Assad eine politische Zukunft hat.
  • Er warnt Russland vor den Folgen des Eingreifens auf Seiten Assads und dessen schiitischer Verbündeter. Das Land könnte seine eigene sunnitisch-muslimische Minderheit verprellen.
  • Berichte über jüngste Geländegewinne des syrischen Regimes hält er für übertrieben.

Von Paul-Anton Krüger

Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubeir hat betont, dass Präsident Baschar al-Assad abtreten muss, wenn es Frieden in Syrien geben soll. Er sagte der Süddeutschen Zeitung (Samstagsausgabe): "Der Ausgang in Syrien ist vorherbestimmt. Baschar al-Assad wird es in der Zukunft nicht mehr geben. Es kann sich um drei Monate handeln, um sechs Monate oder um drei Jahre - aber er wird nicht mehr Verantwortung für Syrien tragen. Punktum. Ein Mann, der 300 000 Menschen ermordet, zwölf Millionen vertrieben und ein Land zerstört hat, wird in Syrien keine Zukunft haben."

Angesprochen auf die Ankündigung des Sprechers der saudischen Streitkräfte, sie seien bereit, Bodentruppen nach Syrien zu entsenden, sagte Dschubeir, es gebe in der von den USA geführten internationalen Militärkoalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Diskussion darüber, ob man Bodentruppen im Kampf gegen den IS braucht. "Wenn diese Koalition sich entscheidet, Spezialeinheiten im Kampf gegen den IS in Syrien einzusetzen, ist Saudi-Arabien bereit, sich daran zu beteiligen", fügte er hinzu.

Warnung an Russland

Die syrische Regierung und auch Russland haben angekündigt, dass sie dies als Invasion betrachten würden. Dschubeir hielt dem entgegen: "Ich kann zu juristischen Details nichts sagen, aber: Die Koalition hat eine Rechtsgrundlage für Luftangriffe. Ich würde annehmen, dass der Einsatz von Bodentruppen gegen den IS davon auch gedeckt ist."

Dschubeir warnte Russlands Präsident Wladimir Putin vor den Folgen seiner Unterstützung für das Assad-Regime. "Wir haben die Russen darauf aufmerksam gemacht, dass sie zum Kombattanten eines Religionskrieges werden, wenn sie an der Seite Assads und Irans in diesen Konflikt eingreifen. Das ist sehr, sehr gefährlich", sagte er. In Russland lebten 20 Millionen sunnitische Muslime. "Will das Land den Eindruck erwecken, dass es an der Seite von Schiiten gegen Sunniten kämpft? Russland hat nichts davon.", sagte er. Seit fünf Monaten sei das Ziel Russlands die moderate Opposition, nicht der Islamische Staat oder die Nusra-Front, der syrische Ableger der al-Qaida. "Außerdem gibt es eine internationale Koalition gegen den IS - dieser hätte Russland leicht beitreten können", sagte er.

Geländegewinne Assads sollen kleiner sein, als angenommen

Dschubeir stellte auch in Abrede, dass die massiven russischen Luftangriffe in Syrien und der Vormarsch von Kräften des Regimes bei Aleppo dazu führen könnte, dass Assad im Amt bleibt. "Assad konnte nicht von seinem eigenen Militär gerettet werden, also hat er Iran zu Hilfe gerufen. Iran konnte ihn nicht retten, also hat er die Hisbollah gerufen. Die Hisbollah konnte nicht helfen, also brachte er schiitische Milizen aus Irak und Pakistan ins Land, die aber ebenfalls nicht helfen konnten. Jetzt hat er die Russen gerufen, aber auch die werden ihm nicht helfen können."

Am Ende komme es auf die Entschlossenheit der Syrer an, sagte er. "Sie lehnen Baschar al-Assad ab, und deswegen werden sie die Stärkeren sein. Trotz der massiven Luftangriffe der Russen, trotz der Flächenbombardements, trotz der Vertreibung sunnitischer Bürger aus alawitischen Gebieten, trotz des Terrors - die Entschlossenheit der Syrer ist ungebrochen, Assad loszuwerden." Tatsächlich hätten Assads Truppen keine so großen Geländegewinne erzielt, wie die Luftangriffe vermuten lassen.

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