Internetkonzern:Google baut sein Imperium um

Lesezeit: 2 min

Die Geschäftsfelder sollen getrennt und unter dem Dachkonzern Alphabet neu geordnet werden. So könnten Zukunftsbereiche vom Kerngeschäft und möglichen Problemen abgeschirmt werden.

Von Caspar Busse, München

Der amerikanische Internetkonzern Google, eines der wertvollsten Unternehmen der Welt, hat überraschend eine völlige Neuorganisation seiner Geschäfte bekannt gegeben. Danach werden die unterschiedlichen Bereiche getrennt und unter einer gemeinsamen Holding geführt. Diese wird den Namen Alphabet tragen und künftig von Google-Mitgründer Larry Page geführt, teilte der US-Konzern mit. Das Unternehmen soll dadurch schlanker und die einzelnen Bereiche sollen eigenständiger werden. Für die Kunden wird sich zunächst nichts ändern. Die Google-Aktien werden bis Jahresende in die Alphabet-Anteilsscheine umgewandelt.

Google wurde 1998 gegründet, nahm einen schnellen Aufstieg und ist heute der weltweit größte Betreiber von Online-Suchmaschinen. Aus der Internetfirma hat sich im Lauf der Jahre ein internationaler Konzern entwickelt. Google stellt unter anderem die Software Android für Smartphones bereit, finanziert Start-up-Unternehmen, forscht an fahrerlosen Autos, Computerbrillen, Heißluftballons zur Internetversorgung oder blutzuckermessenden Kontaktlinsen für Diabetiker und ist in der Genforschung und im Gesundheitsgeschäft aktiv. Auch das Videoportal Youtube gehört zum Konzern. Der Quartalsgewinn lag zuletzt bei 3,9 Milliarden Dollar.

Die neue Holding Alphabet soll künftig Ordnung in dieses Firmengeflecht bringen, teilte Page mit. Dies könnte in Zukunft auch Abspaltungen, Partnerschaften, aber auch Fusionen mit anderen Konzernen erleichtern. "Der ganze Sinn liegt darin, dass die Alphabet-Firmen ihre Selbständigkeit haben und eigene Marken entwickeln sollen", sagte Page. Das eigentliche Kerngeschäft mit Suchmaschinen, zu dem auch der Kartendienst Google Maps sowie Youtube gehören, wird weiter unter dem Namen Google bestehen und als mit Abstand größter Bereich unter der Holding geführt. Chef wird Google-Manager Sundar Pichai. Google war in der Vergangenheit wegen guter Anzeigengeschäfte stark gewachsen, allerdings stiegen auch die Kosten für die vielen unterschiedlichen Projekte. Die neue Struktur orientiert sich an großen Konglomeraten wie General Electric (GE) oder Berkshire Hathaway von Investor Warren Buffett.

Mit dem Umbau reagierte Google auch auf Befürchtungen, der Zenit sei bereits überschritten und die Struktur zu undurchsichtig. Gleichzeitig könnte das Unternehmen künftig Zukunftsbereiche vom Kerngeschäft und möglichen Problemen abschirmen. An der Marktdominanz bei Suchmaschinen gibt es immer wieder Kritik. Derzeit untersucht die EU-Kommission den Fall, auch, ob Google Wettbewerber behindert. Das Verfahren sei unabhängig vom Umbau, hieß es in Brüssel.

Alphabet stehe für Buchstaben und damit auch für Sprache, also die "wichtigsten Innovationen der Menschheit", teilte Page mit. Er wies außerdem darauf hin, dass "alpha-bet" im Englischen auch "Wette auf Alpha" bedeuten kann, also ein Maß für eine Rendite, die höher ausfällt als woanders. Genau dies wolle Google künftig erreichen.

© SZ vom 12.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: