Integrationspflicht:Schwarze Pädagogik

Die CDU plant eine Art Rohrstock-Integration. Das ist ein schlimmer Rückfall in die Gastarbeiter-Ära.

Von Heribert Prantl

Eine Erziehung, die auf Druck und auf Einschüchterung aufbaut, heißt "schwarze Pädagogik". Diese schwarze Pädagogik setzt das erwünschte Verhalten von Kindern mit brachialen Mitteln durch. Kein vernünftiger Mensch propagiert heute noch eine solche Erziehung. In der Ausländer- und Flüchtlingspolitik aber lebt diese schwarze Pädagogik nun leider wieder auf. Die CDU will auf ihrem Parteitag ein "Integrationspflichtgesetz" beschließen, das den Migranten Sanktionen androht, wenn sie sich in Deutschland nicht wunschgemäß integrieren.

Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner, die in Rheinland-Pfalz Ministerpräsidentin werden will, bereitet einen solchen Antrag vor: Flüchtlinge sollen künftig ein Bekenntnis unterschreiben - etwa zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, zur Achtung von Homosexuellen und zum Existenzrecht Israels; widrigenfalls sollen die Sozialleistungen gekürzt und der Aufenthaltsstatus infrage gestellt werden. So richtig und wichtig diese Werte und Haltungen sind: Auf diese Weise fördert man sie nicht; das ist Rohrstock-Integration; sie fördert nicht die Grundwerte und Grundrechte, sondern allenfalls die Heuchelei.

Integration ist eine Frage der Fantasie. Die CDU hat es sechs Jahrzehnte nach dem ersten Anwerbeabkommen für Gastarbeiter nicht nötig, fantasielose Anleihen bei der AfD zu machen.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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