Infrastruktur:Hahn unter dem Hammer

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Kommt kein Flugzeug geflogen: Der Flughafen Hahn im Hunsrück wurde zuletzt von immer weniger Fluggesellschaften angesteuert. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Die rheinland-pfälzische Landesregierung sucht Käufer für den Hunsrück-Flughafen. Bei anderen Projekten hatte die Politik bislang keine glückliche Hand.

Von Susanne Höll, Frankfurt

Wer schon immer davon träumte, einen eigenen Flughafen zu besitzen, der könnte in Rheinland-Pfalz fündig werden. Dort steht nun offiziell der Regionalflughafen Hahn zum Verkauf. Die Mainzer Landesregierung ist mit gut 80 Prozent Mehrheitseignerin, sie preist ihren Besitz seit Montag mit Anzeigen im In- und Ausland an: führender Verkehrsflughafen im Niedrigpreissegment, bedeutender Frachtflughafen in Kontinentaleuropa, annähernd schuldenfrei, attraktives Infrastrukturinvestment. Das klingt gut. Die Realität, wie fast immer bei Immobilien-Offerten, ist allerdings etwas düsterer.

Die Landesregierung - derzeit ist eine rot-grüne Koalition im Amt - muss den Flughafen über kurz oder lang veräußern. Er hat schon viele Millionen Steuergeld verschluckt, gilt gegenwärtig als Problemprojekt und scheint, jedenfalls unter den gegebenen Umständen, nicht profitabel zu sein. Und in neun Jahren ist ohnehin Schluss mit diesem staatseigenen Betrieb, dann nämlich müssen alle staatlichen Stellen nach einer Entscheidung der EU-Kommission in Brüssel jedwede Beihilfen für Regionalflughäfen endgültig einstellen.

Schon jetzt ist die rheinland-pfälzische Staatskasse ziemlich leer; im Lauf der vergangenen zwei Jahrzehnte wurden unter der Ägide der Sozialdemokraten Abermillionen in große Infrastrukturprojekte gesteckt. Diese schufen zwar Arbeitsplätze, blieben am Ende aber fast immer defizitär.

Der Hahn, wie der Flughafen umgangssprachlich genannt wird, wurde erst von den Franzosen und später von der US-Armee betrieben. Nach dem Ende des Kalten Kriegs und der Verringerung der amerikanischen Streitkräfte wurde er mit öffentlichen Mitteln in einen Verkehrsflughafen umgebaut. Eine Preisforderung wird in der Anzeige der Mainzer Landesregierung wohlweislich nicht genannt. Der Verkauf soll in einem Bieterverfahren organisiert werden, an dessen Ende, so die Hoffnung, ein seriöser und solventer Käufer obsiegt, der sich die Immobilie etwas kosten lässt. In Regierungskreisen heißt es, man erhoffe sich aus dem Verkauf einen Erlös in zweistelliger Millionenhöhe. Das ist nicht sonderlich viel für einen Flughafen, der relativ verkehrsgünstig liegt, gut 100 Kilometer von Frankfurt entfernt, eine Nachtfluggenehmigung hat und dazu noch eine für Großraumflieger ausreichend lange Start- und Landebahn - für einen ähnlichen Preis gibt es in London, Paris oder New York gerade einmal eine Luxusimmobilie.

Die Passagierzahlen gehen zurück, das Frachtaufkommen ist ebenso rückläufig

Aber der Hahn ist kein Edelobjekt, sondern ein Flughafen, dessen Betreiber mit vielen Schwierigkeiten kämpfen: Von einem Großteil der Schulden hat die Landesregierung den Flughafen mittlerweile befreit, derzeit gibt es noch ein Minus von etwa 40 Millionen Euro. Die Passagierzahlen gehen zurück, ebenso der Frachtverkehr. Erst Mitte März kehrte die chinesische Frachtfluglinie Yangtze River Express, der bislang größte Frachtkunde am Hahn, der Region den Rücken und sucht nach einem neuen Umschlagplatz in Deutschland. Mit der Flughafenverwaltung gab es in den vergangenen Jahren immer wieder größeren oder kleineren Ärger. Und die CDU-Opposition im Landtag konstatierte, dass die Regierung mit ihren Großprojekten nur Reinfälle erlebt.

Es ist ebenfalls gut möglich, dass die Christdemokraten den Hahn eines Tages als Infrastrukturproblem erben werden: Im März kommenden Jahres wird in Rheinland-Pfalz ein neuer Landtag gewählt, ob SPD und Grüne eine Neuauflage ihrer Koalition schaffen, ist ungewiss. Und bis zur Wahl, da sind sich alle in Rheinland-Pfalz sicher, wird das Bieterverfahren keineswegs abgeschlossen sein. Bleibt die Hoffnung, dass der Hahn-Verkauf erfolgreicher verläuft als die im vergangenen Jahr geplante Veräußerung des Klein-Flughafens Zweibrücken im Südwesten von Rheinland-Pfalz. Für den Flughafen in der strukturschwachen Region hatte die Landesregierung ebenfalls Millionen an Subventionen gezahlt - illegal, wie die EU-Kommission befand. Der Standort war pleite, für den Flughafen - er war ebenfalls mit einer vergleichsweise langen Startbahn ausgestattet - fand sich kein Käufer. Seit Oktober vergangenen Jahres ist er geschlossen.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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