Hosni Mubarak:Präsident Ägyptens und Gastgeber der arabischen Welt

Arabische Gipfelkonferenzen dienen häufig vielem – nur nicht der arabischen Einheit. Hosni Mubarak hat solche Gipfel-Erfahrung schon mehrmals gemacht.

Heiko Flottau

(SZ vom 21./22.10.2000) - Nur einmal konnte er dabei jubeln: 1989 in Casablanca, als Ägypten in den Schoß der Arabischen Liga zurückkehrte, aus dem es nach seinem Separatfrieden mit Israel verbannt worden war.

Hosni Mubarak: Hosni Mubarak

Hosni Mubarak

1990 in Bagdad wurde es unangenehm für einen friedlichen Ägypter wie Mubarak - versprach doch der arabische Bruder und Schlachtenlenker Saddam, "Krieg in die Schlafzimmer der (saudischen) Prinzen" zu tragen. Kurze Zeit später, beim Gipfel in Kairo, wurde eine arabische Streitmacht an den Golf geschickt, um die Emire vor Saddam zu schützen.

Beim bisher letzten Gipfel, 1996 wieder in Kairo, waren nicht mehr als diplomatische Fingerübungen im ewigen Kampf gegen Israel gefragt. Mubarak und seine arabischen Kollegen protestierten gegen die Wahl des Hardliners Netanjahu zum Premier. Nun ist Hosni Mubarak wieder der Gastgeber der Arabischen Liga. Doch nie zuvor stand er unter solchem Druck.

Studenten protestieren, verbrennen israelische Flaggen und fragen Mubarak, wo denn die ägyptische Armee bleibe. In arabischen Satelliten-Fernsehprogrammen wird Mubarak aufgefordert, die Grenzen seines Landes nach Palästina zu öffnen - für Hilfsgüter und Waffen. Manche fühlen sich an 1967 erinnert, als Präsident Nasser UN-Beobachter abzog, den israelischen Hafen Eilat blockieren ließ und so zum Kriegsausbruch beitrug.

Der Syrer Baschar el-Assad, der Iraker Saddam Hussein, der Jemenite Abdallah Saleh und der Libyer Muammar al Gaddafi reden von Krieg, von diplomatischem und wirtschaftlichem Boykott gegen Israel. Hofnarren wie Gaddafi sprechen allerdings manchmal Wahrheit aus, die von vielen Ägyptern als traurig empfunden wird. Sie lautet: Arabien hat in 52 Jahren nichts gegen Israel ausgerichtet. Warum also, fragt Gaddafi, wieder nur Worte?

Hier schlägt die Stunde Hosni Mubaraks. Sein Vorgänger Anwar el-Sadat wurde 1991 ermordet, weil er Frieden mit Israel schloss. Mubarak hat sich davon nicht beeindrucken lassen. Trotz seiner panischen Angst vor Attentaten setzt er weiter auf Frieden (der ihm allerdings von den USA mit beträchtlichen Hilfszahlungen vergoldet wird).

Der heute 72jährige Mubarak stammt aus der Deltaprovinz Monofeiea, aus der sich viele heute prominente Politiker emporgearbeitet haben. Im Yom-Kipur-Krieg von 1973 befehligte er die Luftwaffe, die er nach 1967 reorganisiert hatte. Den Aufstand der ägyptischen Islamisten schlug er in den neunziger Jahren blutig nieder.

Ebenso hartnäckig arbeitet Mubarak allerdings für den Frieden in der Region. Der Präsident muss zwar manche Menschenrechtsverletzung verantworten. Dennoch verkörpert er - im Gegensatz zu anderen regionalen Größen - den Prototypen des friedlichen Arabers.

Mubarak ist ein konservativer Pharao, der seine als richtig erkannten Ziele zäh verfolgt. Deshalb wird er während des Gipfels beharrlich für Frieden und Diplomatie kämpfen - gegen die Demonstranten und gegen die Assads und Gaddafis im eigenen Lager.

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