Horst Köhler:Ein Präsident für dies und das

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Bundespräsident Köhler ist kein Vorbild, sondern irgendwie einer aus dem Volk, wenn auch im Dreiteiler. Nicht so sehr Theodor Heuss als vielmehr Homer Simpson. Und schon gar nicht ist er so bedeutend, dass die SPD einfach auf einen Gegenkandidaten verzichten sollte.

Kurt Kister

Guido Westerwelle will ihn wieder, und Angela Merkel hat sich nun auch öffentlich für ihn ausgesprochen. Kein Wunder, die beiden haben ihn damals ja erfunden. In der SPD glauben viele, es bliebe ihnen nichts anderes übrig, als ihn diesmal auch zu wollen - und sei es nur, weil er bisher keinen großen Schaden angerichtet und die SPD selbst eigentlich auch niemanden hat.

Bundespräsident Horst Köhler steht vor einer zweiten Amtsperiode (Foto: Foto: AP)

Die Rede ist von Bundespräsident Horst Köhler. Wenn er selbst will, wird er wahrscheinlich am 23. Mai 2009 für weitere fünf Jahre gewählt werden. 2004 hatten ihn die Parteichefs von CDU, CSU und FDP in Westerwelles Wohnzimmer gemeinsam auf den Schild gehoben, weil sie in der Kür des unscheinbaren Staatssekretärs a.D. den Vorlauf für die Konstituierung einer sogenannten bürgerlichen Regierung sahen. Nun ja, Köhler kam, Schwarz-Gelb aber nicht.

In der politischen Klasse gilt Köhler als Fremdling - etwa so wie bei der Familienfeier jener Onkel, der Theologie studiert hat und alles aus moralischer Perspektive beurteilt. Im Volk ist Köhler durchaus populär. Seine bedächtigen Mahnungen in alle Richtungen kommen gut an, bewirken aber nichts. Zwar erinnert man sich auch im fünften Jahr seiner Amtszeit kaum an etwas Konkretes, weil seine Reden oft so sind wie die Musik jener Streichquartette, die bei solchen Anlässen auch auftreten. Man legt den Kopf schief, hört ein wenig zu und denkt bald an dies und das.

Horst Köhler ist ein Bundespräsident für dies und das. Er ist ein Moralist ohne die moralische Autorität von Richard von Weizsäcker, und er hält es für richtig, seine Reformanstöße über die Super Illu zu transportieren. Er bringt es immer wieder fertig, so haarscharf danebenzuliegen, dass man den Eindruck hat, eigentlich weiß er, worum es geht, aber er weiß nicht, wie es geht. Das hat er mit vielen Menschen gemeinsam und vielleicht ist dies ein Teil des Geheimnisses seiner Popularität. Er ist kein Vorbild, sondern irgendwie einer aus dem Volk, wenn auch im Dreiteiler. Nicht so sehr Theodor Heuss als vielmehr Homer Simpson.

Wenn die SPD insgeheim oder notgedrungen mit der Fortsetzung der großen Koalition nach 2009 liebäugelt, dann soll sie Merkels Köhler-Wunsch entsprechen. Wollen die Sozialdemokraten aber als eigenständige Partei mit dem ernsthaften Streben nach einer anderen Regierungskonstellation ins Wahljahr gehen, sollten sie einen eigenen Kandidaten respektive eine Kandidatin für das Schloss Bellevue benennen. Köhler ist, anders als es Heuss oder Weizsäcker waren, nicht so bedeutend, dass man um seiner selbst willen für eine zweite Amtszeit sein müsste.

Das Amt des Präsidenten hat große symbolische Wirkung. Dies trifft auch für die Person zu. Es wäre höchste Zeit, dass Deutschland nicht immer nur von silberhaarigen Männern aus dem Westen repräsentiert wird. Und dem Ansehen des Amtes tut es auch nicht gut, wenn man einen behält, der eben gerade da ist und es so lala macht.

© SZ vom 19.04.2008/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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