Holocaust-Gedenktag:Thierse weist Zentralrats-Vorwurf zurück

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Widerspruch vom Bundestagsvize: Es sei falsch, dass der Zentralrat bei der Holocaust-Gedenkstunde nie persönlich begrüßt worden sei.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die vom Zentralrat der Juden wegen der Holocaust-Gedenkfeier im Bundestag erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen.

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD): "Ich hoffe sehr, dass dieses Gefühl der Zurücksetzung überwunden werden kann." (Foto: Foto: ddp)

Er könne die Kritik nicht nachvollziehen, da er selbst als Parlamentspräsident 2005 in seiner Rede den damaligen Zentralratspräsidenten Paul Spiegel begrüßt habe, sagte Thierse im WDR.

Der Zentralrat war der Gedenkstunde am Dienstag mit der Begründung fern geblieben, seine Vertreter seien bei den Veranstaltugen des Bundestags zum Holocaust-Gedenken nie persönlich begrüßt worden.

Thierse äußerte die Erwartung, dass die Irritationen zwischen Zentralrat und Bundestag bald ausgeräumt werden. "Ich hoffe sehr, dass dieses Gefühl der Zurücksetzung überwunden werden kann."

Der Zentralrat rechtfertigte sein Verhalten. Er habe mit dem Fernbleiben "ein Zeichen der Nachdenklichkeit" setzen wollen, wolle das Ganze aber "nicht überfrachten", sagte der Vizepräsident des Zentralrates, Dieter Graumann, dem ZDF.

Mit Blick auf den Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft sagte Thierse, diesen gebe es nicht nur an den "äußeren Rändern" der Gesellschaft, sondern in den unterschiedlichen sozialen Schichten.

Zentralrat gegen Alarmismus

"Aber ich warne davor zu warnen, dass er auf dramatische Weise in den letzten Jahren zugenommen hätte." Jedenfalls bei den deutschstämmigen Bürgern sei das nicht der Fall.

Allerdings gebe es in Deutschland auch einen Antisemitismus arabischstämmiger, islamistischer Bewohner, der möglicherweise besonders aggressiv sei.

Auch Graumann sagte: "Ich bin gegen Alarmismus." Juden lebten in Deutschlands schon seit 1000 Jahren. Noch niemals hätten sie sich "so sicher und so frei fühlen können".

Es gebe dennoch Grund zur "Beunruhigung". Der Fall des Holocaust-Leugners Richard Williamson, dessen Exkommunikation die katholische Kirche kürzlich zurückgenommen hatte, sei "Grund für Schock und Entsetzen".

Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) begrüßte das von Bundespräsident Horst Köhler in seiner Rede zum Gedenktag am Dienstag abgelegte Versprechen, die Erinnerung an die NS-Verbrechen wach zu halten.

Es bestehe weiterhin die Notwendigkeit des Gedenkens an die Opfer und die Begegnungen zwischen Überlebenden des nationalsozialistischen Terrors und jungen Menschen, erklärte die Organisation.

© AFP/bica/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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