Hoheitsrechte:Hans im Zank

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Hans ist einen Kilometer lang und drei Kilometer breit. Hans ist eine Insel. Menschen wohnen dort keine, doch Kanada und Dänemark streiten sich dennoch um das Eiland vor Grönland.

Von Bernadette Calonego

Eine winzige Insel in der Arktis hat zu einem Streit zwischen Kanada und Dänemark geführt. Die unbewohnte Insel Hans in der Nares Meerstraße zwischen der Insel Ellesmere und Grönland ist nur etwa drei Kilometer breit und einen Kilometer lang.

Zum Vergrößern bitte auf die Lupe klicken! (Foto: SZ-Grafik: Mainka)

Sowohl die Kanadier als auch die Dänen betrachten das Eiland als ihr Territorium. Jetzt hat Kanada einen umfassenden Plan vorgelegt, wonach seine Soldaten in den kommenden fünf Jahren durch das gesamte kanadische Territorium in der Arktis patrouillieren sollen. Kanada will mit der militärischen Präsenz seine Hoheitsrechte über die unbewohnte Region zementieren.

Diese Rechte sind den Kanadiern immer wieder von anderen Nationen streitig gemacht worden. In kanadischen Zeitungen nannten Strategieexperten die Insel Hans als eines der Territorien, in denen Kanadas Souveränität unbedingt behauptet werden müsse.

Dagegen bestehen dänische Diplomaten darauf, dass Hans zu Dänemark gehört. Bereits im Sommer 2002 waren dänische Kriegsschiffe vor dem Eiland aufgekreuzt. Soldaten hissten die dänische Flagge auf dem steinigen Boden. Das betrachtet Kanada als Verletzung seiner Souveränität.

Es geht bei dieser Auseinandersetzung jedoch vor allem um Kanadas grundsätzliches Bemühen, die zunehmenden Gebietsansprüche fremder Nationen in der kanadischen Arktis abzuwehren.

So haben immer wieder Länder wie die Vereinigten Staaten und Russland ohne Genehmigung Schiffe durch kanadische Arktis-Gewässer geschickt.

Die USA wollen etwa die berühmte Nordwest-Passage in der Arktis nicht als kanadische, sondern als internationale Gewässer betrachten.

Dahinter stecken wirtschaftliche Überlegungen: Wegen der globalen Erwärmung, so sagen Forscher, bleibt die Nordwest-Passage im Sommer immer länger befahrbar.

Hält diese Entwicklung an, würde die Wasserstraße eine attraktive Handelsroute, durch die beispielsweise Erdöl aus Alaska transportiert werden könnte.

Bisher müssen die schweren Tanker den Weg von mehr als 12.000 Seemeilen durch den Panama-Kanal nehmen. Die Kanadier beanspruchen aber die Nordwest-Passage als ihr Territorium, und sie ist ihnen ungleich wichtiger als Hans.

Aber Kanadas Regierung fürchtet, dass ein Nachgeben gegenüber Dänemark einen gefährlichen Präzedenzfall für die Hoheitsrechte über die Passage setzen könnte.

© SZ vom 14.4.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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