Hochzeit ohne Standesamt:"Zwangsheirat Tür und Tor geöffnet"

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Islamkritiker warnen vor der geplanten neuen Eheregelung: Die Zulassung rein religiöser Heiraten berge rechtliche Nachteile für Frauen und Kinder, befürchtet Frauenrechtlerin Seyran Ates.

Die geplante Aufhebung des Verbots rein kirchlicher Ehen sorgt bei Islamkritikern für Befürchtungen. "In Deutschland werden der muslimischen Viel-Ehe und der Zwangsheirat Tür und Tor geöffnet", sagte die türkische Frauenrechtlerin Seyran Ates der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.

Die deutsch-türkische Frauenrechtlerin Seyran Ates warnt vor der Abkopplung der kirchlichen von der staatlichen Ehe. (Foto: Foto: dpa)

Mit der Reform des Personenstandsrechts ab Januar 2009 würden auch die so genannten Imam-Ehen in Deutschland legalisiert: "Hier kann künftig legal praktiziert werden, was in der Türkei verboten ist", sagte Ates. Ab 2009 sollen nach einem Beschluss des Bundestags Trauungen auch ohne Gang zum Standesamt möglich sein. Rechtlich werden solche Ehen allerdings keine bindende Wirkung haben.

Für diese Reform fehle ihr jedes Verständnis, sagte Ates. Die Regelung berge ausschließlich Nachteile für Frauen und Kinder, die in rein religiös geschlossenen Ehen meist weitaus weniger rechtliche Absicherung hätten als in staatlichen.

SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz sagte der WAZ, bei ihm gingen "die Warnlampen an". Er könne sich den geplanten Wegfall der Paragrafen nur als Versehen erklären. "Da ist uns etwas durchgegangen", wurde Wiefelspütz zitiert. Nach der Sommerpause werde sehr ernsthaft über eine Korrektur der Reform noch in diesem Jahr zu reden sein. "Der Gesetzgeber kann schnell sein, wenn er will", betonte Wiefelspütz.

Die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, Mina Ahadi, wies in den Stuttgarter Nachrichten darauf hin, dass bei Imam-Ehen, die nur von Geistlichen und ohne staatliche Billigung geschlossen würden, Frauen häufig gegen ihren Willen verheiratet würden und keinerlei Rechte hätten.

Mit seiner Entscheidung stärke Deutschland auch die radikal-religiösen Kräfte in der Türkei, wo Imam-Ehen verboten seien und Ehen nur vom Staat geschlossen werden dürften. "Wenn die Imam-Ehe hier erlaubt wird, werden die Islamisten dies für die Türkei auch fordern", sagte Ahadi. Die Islamkritikerin forderte den Bundestag auf, die Entscheidung zu revidieren.

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