Hessen: Kein TV-Duell:Für Schäfer-Gümbel ist Koch ein Angsthase

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Das TV-Duell Koch vs. Schäfer-Gümbel findet nicht statt, weil der Hessen-Premier auf die FDP Rücksicht nimmt - für seinen SPD-Rivalen eine "konstruierte Sorge".

Oliver Das Gupta

Die Abfuhr kam per Pressemitteilung: Am Mittwoch, dem Tag, als die kürzeste Legislaturperiode des Bundeslandes Hessen beendet wurde, ließ Ministerpräsident Roland Koch verkünden, dass es im anstehenden Wahlkampf kein TV-Duell gibt.

Kein verbaler Schlagabtausch vor laufenden Kameras: Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU, li.) und sein SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel, hier im Hessischen Landtag. (Foto: Foto: dpa)

Hat der CDU-Politiker, der so fest an eine Wiederwahl glaubt, Angst vor seinem politischen Gegner? In der kurzen Mitteilung wurde aus einem Brief zitiert, den Michael Boddenberg, Generalsekretär der Landes-CDU, an den Chefredakteur des Hessischen Rundfunks geschrieben hatte.

Man las Erstaunliches: Der Ministerpräsident lehne ein solches Fernsehduell ab - aus Rücksicht auf den potentiellen Koalitionspartner FDP.

"Da es um Mehrheitskonstellationen geht, ist es für die Zuschauerinnen und Zuschauer wichtig, neben den Argumenten der CDU auch die der FDP aufnehmen zu können", schrieb Boddenberg und fügte hinzu: "So wie es wenig Sinn macht, nur die des SPD-Spitzenkandidaten zu hören, ohne zu wissen, was die Linkspartei will."

Es wird aber in dem kurzen Schreiben noch kruder. Die "Rücksichtnahme" auf die Liberalen, so heißt es, sei "nicht nur, aber auch" die Ursache für die Absage. Welche anderen Gründe sich hinter dem "nicht nur" verbergen, kann auch Heike Dederer, Sprecherin der Hessen-CDU, nicht überzeugend erklären.

Im Gespräch mit sueddeutsche.de betont sie immer wieder die "politische Fairness", die den Ausschlag gegeben haben soll.

Den Verdacht, dass die Entscheidung mit der Person Thorsten Schäfer-Gümbel zusammenhängt, wiegelt Dederer ab. Will am Ende der langjährige Landeschef Koch nicht jemanden durch ein solches TV-Duell aufbauen, der bisher nur Hinterbänkler war und nun notgedrungen die gescheiterte Andrea Ypsilanti ersetzt?

Der SPD-Spitzenkandidat (Kurzname: "TSG") hat vor der Neuwahl am 18. Januar ein besonderes Problem: Der Mann aus Gießen ist im Wahlvolk weitgehend unbekannt. Ein TV-Duell böte dem bisherigen Hinterbänkler eine willkommene Bühne zur Profilierung: Der Polit-no-Name Schäfer-Gümbel mit dem Politprofi Koch auf einer Augenhöhe.

Lädierte SPD poltert wieder gegen Koch

Die in den vergangenen Wochen durch massive Eigenbeschädigung aufgefallenen hessischen Sozialdemokraten nehmen Kochs Absage zum Anlass, wieder richtig gegen den CDU-Granden vom Leder zu ziehen.

Die "Sorge um die FDP ist konstruiert", kritisiert Thorsten Schäfer-Gümbel im Gespräch mit sueddeutsche.de. Koch habe schließlich schon beim Fernsehduell mit Andrea Ypsilanti schlecht dagestanden. "Der Ministerpräsident wird von der Angst getrieben, eine zweite Niederlage zu erleiden", erklärt Schäfer-Gümbel. SPD-Generalsekretär Norbert Schmitt attestiert dem schwarzen Landesvater, "schlicht zu feige" zu sein, sich mit TSG zu messen.

"Nein", beteuert dagegen CDU-Sprecherin Dederer, "diese Entscheidung fiel unabhängig von der Person Thorsten Schäfer-Gümbel." Die FDP sei wirklich der Grund.

Kurz vor der letzten Wahl im Januar hatte Koch allerdings noch keine Skrupel, sich vor laufenden Fernsehkameras mit seiner damaligen SPD-Herausforderin Ypsilanti auseinanderzusetzen.

Es war das erste TV-Duell in der hessischen Wahlkampfgeschichte - und ein vielgesehenes: 450.000 Hessen verfolgten den verbalen Schlagabtausch, bundesweit hatten 1,5 Millionen Zuschauer eingeschaltet.

CDU-Sprecherin Dederer sagt, vor einem Jahr sei die Konstellation eine andere gewesen, schließlich hätten die Christdemokraten damals "eine absolute Mehrheit" zu verteidigen gehabt.

Davon träumt selbst Roland Koch nicht mehr.

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