Hellenischer Namensstreit:Griechen einigen sich mit den Mazedoniern

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Gesten der Annäherung: Die Ministerpräsidenten Griechenlands, Alexis Tsipras (rechts), und Mazedoniens, Zoran Zaev, beim gemeinsamen Festakt. Im Hintergrund der Prespa-See. (Foto: AP/Yorgos Karahalis)

Ein Abkommen soll Streit über Gebietsansprüche zwischen den Nachbarstaaten verhindern.

Im kleinen Ort Psarades im Norden Griechenlands, an der Grenze zu Ma-zedonien, stand schon am Samstag ein leuchtend weißes Zelt für die feierliche Unterzeichnung des Abkommens, das nach mehr als 25 Jahren Frieden zwischen den beiden Ländern stiften soll. Aber Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras musste in der Nacht zum Sonntag erst noch ein Misstrauensvotum überstehen - wegen eben dieses Abkommens, demzufolge der Nachbarstaat künftig den Namen Nord-Mazedonien tragen soll und offiziell erklärt, er habe nichts mit dem hellenistischen Makedonien der Antike zu tun: Das soll Gebietsansprüche verhindern.

Mit dem Misstrauensvotum wollte die konservative griechische Oppositionspartei ND die Unterzeichnung des Abkommens verhindern. Nach zweitägiger hitziger Debatte, begleitet von Protesten vor dem Athener Parlament, wiesen 153 Abgeordnete den Antrag zurück, 127 stimmten dafür. Der Koalitionspartner von Tsipras' Linkspartei Syriza, die rechtspopulistische Anel, lehnt das Abkommen mit dem Nachbarland zwar auch ab. Sie wollte aber die Regierung nicht zu Fall bringen. Nur einer ihrer Abgeordneten folgte der ND, er wurde aus der Fraktion ausgeschlossen.

Tsipras nannte das Abkommen "historisch", unterzeichnet wurde es am Sonntag von den Außenministern beider Staaten. Danach fuhren Tsipras und sein mazedonischer Kollege Zoran Zaev in einem Boot auf die andere Seite des Großen Prespa-Sees und aßen gemeinsam. Anwesend waren auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und der langjährige UN-Vermittler Matthew Nimetz, die Zeremonie wurde live im Fernsehen beider Staaten übertragen. Laut Tsipras beginnt nun ein Zeitalter der Kooperation zwischen den Nachbarn. Zaev schloss sich an: "Unsere Staaten lassen die Vergangenheit zurück und schauen in die Zukunft." Der Namensstreit war lange von beiden Seiten immer wieder angeheizt worden.

© SZ vom 18.06.2018 / Christiane Schlötzer - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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