Heiko Maas:SPD-Kandidat an der Saar mit schwerem Erbe

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Von Detlef Esslinger

(SZ vom 29.10.2003) - Unter normalen Umständen müsste man die Aufmerksamkeit für ein wenig übertrieben halten, mit der die saarländische SPD rechnen darf, wenn sich am heutigen Mittwoch ihr Vorstand trifft. Im kleinsten deutschen Flächenland ist ein unattraktiver Posten zu besetzen.

Die Nummer Eins der Saar-SPD: Heiko Maas (Foto: Foto: dpa)

Die Umstände sind aber so, dass die eigentliche Nachricht des Abends sein wird, wer diesen Posten nicht übernimmt. Nicht Oskar Lafontaine, dies ist gewiss, wird die Saar-SPD in die Wahl am 5. September 2004 führen.

Heiko Maas, der Landes- und Fraktionsvorsitzende, tritt als Herausforderer gegen den CDU-Ministerpräsidenten Peter Müller an. Nach Lage der Dinge hat Maas keine Chance.

Die Entscheidung über die Spitzenkandidatur wird zu einem Zeitpunkt getroffen, der ebenso überfällig wie ungünstig ist. Überfällig ist er, weil die Partei nicht länger warten konnte.

Die Debatte, ob Maas oder Lafontaine geeigneter wäre, war ja dadurch belastet, dass Lafontaine nie eindeutig erklärt hatte, auch intern nicht, ob er tatsächlich wollen würde. Eindeutig war nur, dass Lafontaine sich im Gespräch halten wollte.

Es musste also eine Entscheidung her: Andernfalls wäre Heiko Maas endgültig in Gefahr geraten, ein Kandidat zweiter Wahl zu sein. Ungünstig ist der Zeitpunkt der Nominierung, weil kein Herausforderer gern bei Gegenwind an den Start geht Maas hätte ursprünglich am liebsten bis zum Frühjahr gewartet, in der Hoffnung, dass die Stimmung für die SPD dann wieder günstiger ist.

Was immer Lafontaine mit seinem Kokettieren bezweckt hat - das Ergebnis ist, dass sein Nachnachfolger als Landesvorsitzender in der Strategie nicht mehr frei sein konnte.

Zu SPD-Regierungszeiten begann Maas zunächst als Staatssekretär im Umweltministerium. Als er mit 32 Jahren Umweltminister wurde, war er der jüngste Minister Deutschlands. Nach der Wahlniederlage vor vier Jahren übernahm er Ende 2000 eine Partei, die Orientierung suchte: Mit der Regierungsmacht hatte sie auch ihre Überfiguren Oskar Lafontaine und Reinhard Klimmt verloren.

Der neue Vorsitzende - Jahrgang 1966, also eine Generation jünger als die beiden - änderte den Führungsstil: Er reiste durchs Land, um im Gespräch mit den Genossen ein neues Leitbild für die Saar-SPD zu entwickeln. Solche Teilhabe waren sie nicht gewohnt; unter Lafontaine ging es autokratisch zu.

Auch inhaltlich fühlt sich der eher linke Landesverband bei seinem Vorsitzenden gut aufgehoben. Er ist für die Vermögensteuer, hat auf dem Sonderparteitag gegen die Agenda 2010 gestimmt.

Und dennoch: Einen Sieg gegen CDU-Amtsinhaber Peter Müller trauen ihm nur wenige zu - aus mehreren Gründen. Die politische Stimmung nutzt der

Union, Müller gilt in der öffentlichen Wahrnehmung als erfolgreicher Regierungschef, und er ist, gemessen an Maas, auch ein glänzender Redner. Elf von 52 saarländischen Rathäusern hat die SPD seit 1999 an die CDU verloren; zuletzt am Sonntag in St. Ingbert. Das alles macht es auch wieder leichter: Was hat einer zu verlieren, der nächstes Jahr erst 38 wird und dessen Sieg ohnehin keiner erwartet?

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