"Hansa Stavanger":Reeder verlangt besseren Schutz

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Nach der Rückkehr der Besatzung der Hansa Stavanger nach Deutschland fordert der Reeder des Schiffes im SZ-Gespräch mehr Schutz für Handelsschiffe.

Peter Blechschmidt

Der Kapitän der Hansa Stavanger und vier weitere deutsche Seeleute sind am Dienstag nach viermonatiger Geiselhaft zu ihren Familien zurückgekehrt. Der Frachter der Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg war am 4. April von somalischen Piraten entführt und am 3. August gegen ein Lösegeld von 2,7 Millionen Dollar freigelassen worden. Kapitän Krzysztof Kotiuk sollte nach der Ankunft an seinem Wohnort München nochmals von Beamten des Bundeskriminalamtes befragt werden.

Der Reeder der Hansa Stavanger, Frank Leonhardt, sagte, die Rückkehr der Besatzung habe für ihn oberste Priorität gehabt. Ob und wann Kapitän Kotiuk wieder für ihn auf Fahrt gehen werde, sei noch nicht besprochen. Wann der Frachter den Hafen der kenianischen Stadt Mombasa verlassen kann, ist laut Leonhardt noch nicht abzusehen: "Der Zustand des Schiffes ist beklagenswert."

Zwei Decks und die Kabine des Kapitäns seien durch Beschuss der Piraten ausgebrannt, fast alle beweglichen Ausrüstungsgegenstände wie Sprechfunkgeräte seien gestohlen worden. Auch müsse der Bewuchs am Rumpf entfernt werden, der durch die lange Liegezeit vor dem Piratenort Haradhere entstanden ist.

Leonhardt bekräftigte, dass die Fahrt der Hansa Stavanger vom Persischen Golf nach Mombasa, auf der der Frachter gekapert wurde, bei einer EU-Kommandostelle angemeldet gewesen sei. Das Verteidigungsministerium in Berlin hatte dies anders dargestellt. Bei einem Treffen in Berlin hatten Leonhardt und der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Kossendey sich verständigt, dass das Anmeldeverfahren verbessert werden müsse.

Leonhardt forderte im Gespräch mit der SZ, dass der Schutz der Handelsschifffahrt im Indischen Ozean ausgebaut werden müsse. Es gebe zwar den 500 Kilometer langen, von der Anti-Piraten-mission Atalanta überwachten Korridor im Golf von Aden. Das Seegebiet zwischen dem Horn von Afrika und der Nordspitze von Madagaskar sei aber nicht geschützt.

Der Reeder forderte die Einrichtung weiterer Korridore, etwa für Schiffe, die nach Mombasa und Daressalam in Tansania fahren. Wo der Schiffsverkehr zu dünn sei, um Konvois zu bilden, sollten Marinesoldaten an Bord der Handelsschiffe gehen.

Das habe Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) jedoch abgelehnt. Dabei würden schon je vier Soldaten ausreichen, um Piraten abzuwehren. Die Erfahrung zeige, dass Seeräuber abdrehten, wenn sie auf Gegenwehr stießen, sagte Leonhardt. Das Angebot der deutschen Marine, Begleitkommandos zu stellen, gilt derzeit nur für Schiffe des UN-Ernährungsprogramms auf der Route nach Mogadischu.

Den Einsatz privater Schutztrupps sieht Leonhardt skeptisch. Es sei nicht leicht, seriöse Firmen zu finden. Auch verböten nationale Bestimmungen oft, dass diese Trupps Waffen mitführten.

© SZ vom 12.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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