Handelskrieg:China verhängt Strafzölle gegen die USA

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Aluminium, Fleisch, Alkohol: Peking verteuert für 128 Produkte die Import-Tarife. Mit der Maßnahme reagiert die Regierung auf den Handelsstreit mit Washington, die EU bleibt vorerst verschont.

Von Christoph Giesen, Peking

Der Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt verschärft sich: Auf insgesamt 128 Produkte aus den Vereinigten Staaten USA gelten in China mit sofortiger Wirkung erhöhte Einfuhrzölle. Auf Schweinefleisch oder Aluminiumschrott fallen nun Abgaben in Höhe von 25 Prozent an. 15 Prozent Zoll sind unter anderem für Äpfel, Bananen und Trauben, Mandeln und Walnüsse oder Sekt fällig. Betroffen sind Güter, welche die Volksrepublik 2017 im Volumen von drei Milliarden Dollar importierte. Die Zölle seien erhoben worden, "um Chinas Interessen zu wahren und die Verluste durch die amerikanischen Zusatztarife auszugleichen", heißt es in einer amtlichen Mitteilung.

US-Präsident Donald Trump hatte im vergangenen Monat die Strafzölle auf Stahl und Aluminium verhängt. China kündigte daraufhin umgehend Gegenmaßnahmen an, die nun umgesetzt wurden. Im Gegensatz zur Volksrepublik blieben die 28 EU-Staaten, ebenso wie Kanada, Mexiko, Australien und Argentinien, von den amerikanischen Zöllen verschont. Die Ausnahme ist aber befristet bis zum 1. Mai.

Das Pekinger Handelsministerium kritisierte die Ausnahmeregelungen am Montag als "ernste Verletzung" des Nicht-Diskriminierungs-Gebots der Welthandelsorganisation (WTO) und forderte die Vereinigten Staaten auf, "die Maßnahmen so schnell wie möglich zurückzunehmen".

Die nun verkündeten chinesischen Zölle treffen vor allem landwirtschaftlich geprägte Regionen in den USA, von denen viele bei der Präsidentenwahl von 2016 mehrheitlich für Trump gestimmt haben. Dennoch fielen die Gegenzölle vergleichsweise gemäßigt aus. Denkbar wären auch Zwangsabgaben etwa auf Sojabohnen. Derzeit importiert China Soja im Wert von 14 Milliarden Dollar pro Jahr. Das entspricht 37 Prozent der eingeführten Bohnen. Auch könnten die Chinesen den US-Flugzeugbauer Boeing ins Visier nehmen und künftig mehr Aufträge an den europäischen Konkurrenten Airbus vergeben. Bislang finden sich weder Boeing noch die Sojabohnen auf der chinesischen Liste.

Der Streit könnte allerdings weiter eskalieren, wenn Präsident Trump seine Androhung wahr macht, zusätzlich noch chinesische Importwaren im Wert von 60 Milliarden Dollar mit Strafzöllen zu belegen. Der US-Präsident wirft China "unfaire Handelspraktiken" vor und den Diebstahl geistigen Eigentums. Vor allem das Handelsdefizit mit China, das im vergangenen Jahr umgerechnet etwa 300 Milliarden Euro betrug, ist ihm ein Dorn im Auge.

Trumps Handelsbeauftragter Robert Lighthizer soll diese zusätzlichen Zölle innerhalb von zwei Monaten ausarbeiten. In den Fokus könnten vor allem der chinesische Telekom- und Technologiesektor genommen werden. Dann droht ein Handelskrieg.

Das Parteiblatt Global Times berichtete vergangene Woche, dass auch in Peking eine Liste mit Produkten in Arbeit sei, auf die Strafzölle künftig erhoben werden könnten. Diese würden "wichtige Importgüter aus den USA" treffen und den Vereinigten Staaten "einen schweren Schlag versetzen".

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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