Hamburg:Justizsenator Kusch von verwirrter Frau verletzt

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Der Hamburger Justizsenator Roger Kusch (CDU) ist bei einem Wahlkampftermin von einer Frau angegriffen und mit einem Messer leicht verletzt worden.

Von Ralf Wiegand

Die Polizei hat die 41-jährige Täterin, die von Passanten überwältigt worden war, festgenommen. Nach Angaben der Behörden ist sie geistig verwirrt.

Kusch, 49, hatte bei dem Ortstermin in der Marktpassage im Stadtteil Neugraben keinen Personenschutz.

"Es war zuvor von den Experten des Landeskriminalamtes keine Gefährdungslage erkennbar", sagte Marco Haase, Sprecher der Innenbehörde.

Mit dem Klappmesser in den Oberschenkel

Nach Angaben der Polizei hatte sich die Frau dem Justizsenator am Donnerstagmorgen von hinten genähert und ihn mit den Worten "Du schwule Sau, du hast mein Kind umgebracht" beschimpft, ehe sie den Politiker mit einem Klappmesser am rechten Oberschenkel verletzte.

Kusch wurde mit seinem Dienstwagen ins Krankenhaus gebracht. Der CDU-Senator sagte nach zweistündiger Behandlung, weder Muskeln, Nerven noch Knochen seien in Mitleidenschaft gezogen worden.

Auch der behandelnde Arzt Hans-Joachim Rose sagte, es gehe Kusch gut, "auch psychisch".

Polizeipräsident Udo Nagel sagte, es werde nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, eine politische Motivation sei aber auszuschließen. Laut Nagel werden Hamburger Politiker auch im Wahlkampf nicht generell unter Polizeischutz gestellt.

Bei jedem einzelnen werde die Sicherheitslage geprüft.

Nach dem gleichen Prinzip war man nach Auskunft aus der Innenbehörde auch mit dem parteilosen Wissenschaftssenator Jörg Dräger verfahren.

Erschrecken und Bedauern

Nachdem dieser vor zwei Wochen bei einer Podiumsdiskussion von Studenten mit einer Erdbeertorte beworfen worden war, steht er nun bei ähnlichen Terminen unter Personenschutz.

Das Attentat auf Kusch wurde durch alle Parteien hinweg mit Erschrecken und Bedauern zur Kenntnis genommen. "Mir tut es außerordentlich leid für Roger Kusch.

Der Angriff ist offenbar Tat einer Irregeleiteten", sagte Bürgermeister Ole von Beust (CDU).

Sein Herausforderer Thomas Mirow (SPD) sprach Kusch ebenfalls Genesungswünsche aus.

Einzig Mario Mettbach von der ehemaligen Schill-Partei "Partei Rechtsstaatlicher Offensive" nutzte den Messer-Angriff zu einem wahlkampfpolitischen Statement.

Der Zweite Bürgermeister und Bausenator sagte, man sehe daran, "dass die innere Sicherheit noch immer ein großes und wichtiges Thema in unserer Stadt ist".

Kusch ist ein langjähriger Weggefährte Ole von Beusts, der ihn 2001 in die Justizbehörde holte. Der Jurist gilt als Hardliner, seine Personalentscheidungen sind umstritten.

Zuletzt waren sie Thema eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.

Der ehemalige Innensenator Ronald Schill hatte das Ende der rechts-konservativen Regierung eingeleitet, als er Ole von Beust und Roger Kusch im August 2003 öffentlich unterstellte, ein homosexuelles Verhältnis miteinander zu haben.

© SZ vom 13.2. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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