Güterverkehr:Entgleist

Statt den Schienenverkehr zu stützen, wird der immer teurer.

Von Markus Balser

Sogenannte Elefantenrennen sind zum vertrauten Anblick auf deutschen Autobahnen geworden. Der Lkw-Verkehr nimmt stetig zu. Seit 1990 hat sich der Gütertransport auf der Straße schon mehr als verdoppelt. Bis 2030 soll er nach den jüngsten Prognosen der Bundesregierung um weitere 40 Prozent wachsen. Gelingt es nicht, Deutschlands Straßen endlich zu entlasten, droht das größte Gift für jede Volkswirtschaft: Stillstand. Seit dem Start der großen Koalition vor fast vier Jahren hat sich die Bundesregierung eigentlich dem Ziel verschrieben, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Nötig ist das schon allein, um die ehrgeizigen Klimaziele des Sektors zu erreichen. Doch Taten sind dem bislang nicht gefolgt. Im Gegenteil. Die Abgabelasten der Güterbahnen stiegen Jahr für Jahr, während der Lkw-Transport, ohnehin von niedrigen Benzinpreisen begünstigt, zuletzt von einer niedrigeren Maut profitierte. Die Folge: Der Marktanteil des Schienenverkehrs sank, statt zu steigen.

Nun soll es im beginnenden Wahlkampf ein rasant gestricktes Rettungspaket richten. Die Bundesregierung verspricht eine Halbierung der Schienenmaut und insgesamt 350 Millionen Euro Entlastung. Zahltag für den von Dobrindt vollmundig angekündigten Masterplan? Nach der Wahl. Umsetzen wird ihn damit also nicht etwa diese, sondern die nächste Regierung. Wahrscheinlich jedenfalls.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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