Grundsatzrede von Obama:"Das Thema Rasse offen diskutieren"

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Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama kommt nach kontroversen Äußerungen seines Pastors aus der Deckung - und versucht bei seiner Rede zum Verhältnis der Rassen den Ausgleich.

Jörg Häntzschel

In einer breit angelegten Rede hat sich der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama am Dienstag mit dem Thema Rasse auseinandergesetzt. Es hatte seinen Wahlkampf von Beginn an begleitet.

Zwischen den Fronten: Barack Obama sucht den Ausgleich zwischen Schwarz und Weiß in den USA. (Foto: Foto:)

Erst in den vergangen zwei Wochen jedoch, seit die Kandidatur bei den Republikanern entschieden ist und der Kampf um die Nominierung der Demokraten immer schärfer geführt wird, nimmt es breiten Raum ein. Anlass für Obamas Rede in Philadelphia waren im Internet aufgetauchte Videos von Predigten des Reverend Jeremiah Wright, Obamas Pastor.

Wright sagte, die USA hätten die Angriffe des 11. September durch ihre Außenpolitik selbst über sich gebracht. Er rief "Gott verdamme die USA!" und bezeichnete Rassismus als das Fundament Amerikas.

In seiner Rede distanzierte sich Obama erneut von den "spalterischen" und "hetzerischen" Aussagen des Pastors und warf ihm eine "verzerrte Sicht der Realität unseres Landes" vor. Doch er verteidigte ihn auch und versuchte zu erklären, warum er sich von ihm trauen und seine Kinder von ihm taufen ließ: Wrights Wut sei das Produkt der Ungerechtigkeit, die dieser, wie alle Schwarzen seiner Generation, über den Lauf ihres Lebens erfahren hätten.

Jenseits der nun zirkulierenden Zitate habe er seinen Pastor aber als integren, gütigen und beispielhaften Mann kennengelernt. Durch ihn habe er zum Glauben gefunden. Obama argumentierte weiter, ähnlich verabscheuenswerter Hass sei auch bei anständigen und wohlmeinenden Menschen des weißen Mainstream zu finden.

Obama verband seine Verteidigung mit einem Appell, das Thema Rasse offen und ohne Hass zu diskutieren, um es als Hindernis auf dem Weg zu einer Einigung des amerikanischen Volkes endlich zu überwinden.

Wie schon zuvor bemühte er sich, einerseits für die Afro-Amerikaner zu sprechen, sich andererseits aber als Kandidat zu präsentieren, der über Rassen- wie auch Klassengrenzen steht: Er sei mit seiner Herkunft - schwarzer Vater, weiße Mutter - ein Abbild Amerikas. In seinem Leben habe er Erfahrungen unterschiedlichster Klassen geteilt. Zugleich rief er dazu auf, die drängenden Probleme anzugehen, unter denen das Land leide: den wirtschaftlichen Niedergang, das kollabierende Gesundheitssystem und den Klimawandel.

Bill Clinton verwahrt sich inzwischen vehement gegen Vorwürfe, er habe im Wahlkampf rassisch motivierte Vorbehalte gegen Obama geschürt. "Das ist ein totaler Mythos", sagte der Ex- Präsident. Clinton warf Obama vor, dessen Kampagne spiele gegen ihn die "Rassen-Karte". Eine Umfrage des Wall Street Journals hatte kürzlich ergeben, dass 45 Prozent aller Amerikaner inzwischen ein negatives Bild von Clinton hegen. Nur 42 Prozent der Befragten äußerten sich positiv. Vor einem Jahr waren es noch 48 Prozent.

Clinton hatte Obama im Januar als "Boy" bezeichnet, was als gezielte Anspielung auf das frühere Bild vom dienstbaren "Negerjungen" verstanden wurde. Nach Obamas Sieg bei der Vorwahl in South Carolina erklärte Clinton zudem, auch Jesse Jackson habe den Bundesstaat in den achtziger Jahren für sich gewonnen. Jackson hatte damals jedoch einen gezielt "schwarzen Wahlkampf" geführt. Obamas Berater warfen Clinton deshalb vor, er wolle weiße Wähler abschrecken.

© SZ vom 19.03.2007/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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