Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Oh, là, là und abermals oh, là, là! Unabhängig davon, ob die Franzosen, unsere lieben Nachbarn, den Vorgang auch so oh-là-là-mäßig finden, sind wir überwältigt davon, wie schnell und schwer witzig die Medien auf die Tatsache reagiert haben, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und Emmanuel Macron unmittelbar nach dessen Wahlsieg telefonierten und "den Geist der traditionell engen deutsch-französischen Freundschaft" (Regierungssprecher Seibert) aus der Flasche ließen. Die Hörer waren noch nicht richtig aufgelegt, als die Leute schon drangingen, die Namen Merkel und Macron danach abzuklopfen, ob sich daraus ein Kofferwort nach Art von "Merkozy" bilden ließe. Darin waren Merkel und Sarkozy symbiotisch vereint, und die Konkurrenzwörter "Sarkel" und "Sarkokel" hatten dagegen nicht die kleinste Chance. Noch ist der aktuelle Verschmelzungsvorgang nicht abgeschlossen, noch die Glocke nicht gegossen, aber dass es auf "Mercron" hinauslaufen könnte, nimmt man allgemein stark an. Die Kritik daran ist freilich ebenfalls schon hellwach. Man findet, dass das vorangestellte "Mer-" geeignet sei, die deutsche Dominanz in Europa zu stärken. Anerkannt wird, dass das "c" in der Wortmitte, ein originäres Element aus dem Namen "Macron", das "k" in "Merkel" wohltätig französisiere und insofern als ein neues Friedens- und Freundschaftszeichen einzuschätzen sei.

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