Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Den schönen Namen Rheingold trägt nicht allein der in wogenden Wellen versunkene Schatz der Nibelungen. Noch vor diesem wäre das Vollbier des unvergessenen Brauhauses zu Rheinhausen-Friemersheim zu nennen, von dem der Dichter sang: "Kommst Du auf die Rheingoldstraße, falt die Hände zum Gebet / Denn dort ist geweihter Boden, wo die Brauerei Rheingold steht." Hier bleibt die Oper "Rheingold" lyrisch leider etwas zurück, in der Wagners wabernd wallende Weiber wehklagen: "Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! Wagalaweia! Wallala weiala weia!" Wer dann wahngemartert aus dem Festspielhaus zum rettenden Wagen wallt, der sollte sich vielleicht an das Rheingold-Institut für Marktforschung zu Köln wenden. Dieses hält in seinem reichen Angebot unter anderem Erkenntnisse der, wie es dort heißt, "seelischen Selbstheilkunde" bereit. Die hätte auch Alberich gutgetan, dem tückischen Wicht. Bekanntlich beschimpft er die Rheintöchter Wellgunde, Floßhilde und Woglinde in einer genderpolitisch so unkorrekten Weise ("ihr schmählich schlaues lüderlich schlechtes Gelichter!"), dass er heutzutage umgehend aus dem Verband Nibelungischer Kampfzwerg*Innen ausgeschlossen würde. Aber wir schweifen ab.

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