Glosse:Das Streiflicht

Lesezeit: 2 min

( SZ) Früher war alles schlechter. Heute, an diesem schönen Apriltag anno 2047, sind es 30 Jahre, dass die Post in Neuseeland gemeinsam mit der Fast-Food-Kette KFC beschlossen hat, Hähnchen und Pommes nach Hause zu liefern. Für die Jüngeren: Hähnchen, das waren diese Antibiotika-Tiere, damals noch zum Verzehr zugelassen. Unter Pommes verstand man ein frittiertes Abfallprodukt der nunmehr ausgestorbenen Kartoffel. "Liefern" bedeutete, ständig Thermoboxen mit Thai-Curry oder Coq au Vin irgendwohin zu bringen. So gedenken wir an diesem Jahrestag nicht nur der Nahrungsmittel, sondern auch der Boten von Foodora und Lieferando, die den Fraß verteilten. Die Armen konnten ja nichts dafür, mussten sie doch noch mit natürlicher statt mit künstlicher Intelligenz denken und machten folglich Fehler, wie die Kunden, die mitunter 20 Minuten auf einen überarbeiteten Mann in pinkfarbener Jacke warteten, um sich mit Styropor-Spaghetti zu sedieren. Oft wurde das Essen bei sogenannten Nachbarn deponiert, noch öfter verstopften die Boten die Straßen mit ihren Fahrrädern.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: