Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Es gab Zeiten, da hat man sich für Gänsefüßchen noch geschämt. So überliefern es die Brüder Grimm in der Sage von den Füßen der Zwerge. Sie berichtet von einer nun versunkenen Welt, die noch in bester Ordnung war. Die Menschen lebten im Tal und waren faul, die Zwerge lebten auf dem Berg und waren fleißig. Nachts stiegen sie hinab und erledigten der Menschen Arbeit. Einzige Bedingung: Man solle sie nicht dabei stören. Doch ein Trampel von Hirte wollte unbedingt wissen, warum die Zwerge so sorgfältig ihre Füße verbargen, während sie seine Kirschen für ihn ernteten. Abends streute er Asche auf den Boden, die ihm am nächsten Morgen das Geheimnis der Zwerge enthüllte: In der Asche sah er, so heißt es, "die Spuren von vielen Gänsfüßchen eingedrückt". Die wütenden Zwerge, an ihrer intimsten und gewiss auch peinlichsten Stelle entblößt, verließen die Menschen auf Nimmerwiedersehen. Und der Hirte "wurde siech und blödsinnig fortan bis an sein Lebensende".

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