Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) In Zeiten wie diesen, Zeiten allgemein um sich greifenden Irrsinns also, möchte man so gerne die Fachkräfte der Vernunft zu sich hereinbitten, damit sie uns noch einmal a) erklären: Was können wir wissen, b) sagen: Was sollen wir tun und c) in Aussicht stellen: Was dürfen wir hoffen? Freunde Kants wissen natürlich, dass diese Fragen von wem stammen? Von Kant selbstverständlich, sie bilden gewissermaßen die Leitplanken seiner philosophischen Überlegungen, und die sind uns nachgeborenen Flüchtigkeits-Denkern vielleicht noch nicht vollständig geläufig geworden. Dass die Frage nach dem Wissen den anderen beiden voransteht, ist kein Zufall, denn die erste Frage setzt die Antwort auf die anderen voraus. Wenn wir nicht wissen, was Sache ist, können wir kaum darüber nachdenken, was angesichts der erkannten Lage zu tun wäre und auf welchen Ausgang des Geschehens wir eventuell hoffen dürfen. Die Sache mit der Hoffnung gilt heute tendenziell als eher vernachlässigbar, man schiebt sie vorzugsweise ins Kirchliche ab. Und was zu tun ist, fragen wir mit ernst zusammengepressten Lippen vor allem die Verantwortlichen bei der Polizei und in der Politik.

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