Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Früher dachte man immer, das Schöne am Journalismus sei, dass er aufwendig recherchierte und fein geschriebene Reportagen in die Welt schickt, die dann wiederum von Leuten gelesen werden, die ein Interesse an der Wahrheit haben. Aber das ist natürlich kompletter Unfug. In Wirklichkeit ist das Schöne am Journalismus, dass er im Rahmen eines Change-Prozesses "minimal funktionsfähige Produkte" entwickelt und zum guten Schluss "monetarisierbare, inhaltlich getriebene Plattformen erstellt". Der Journalist und Medienphilosoph Nikolaus von der Decken hat diese aufregende Umformatierung von Journalismus in Doofheit gerade in einem großen medienkritischen Essay betrieben und seine Überlegungen mit der finsteren Prognose abgerundet: Die lesende Welt muss sich von den Edelfedern und der Reporterromantik verabschieden.

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