Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Der Papst, die Bischöfe, die Geistlichkeit und wir alle müssen allmählich sehr aufpassen, dass da nichts aus dem Ruder läuft. Es geht um nichts Geringeres als um die schleichende Gleichsetzung des "Tatorts" mit der Sonntagsmesse. In seiner konsequentesten Verwirklichung liefe dieser Prozess darauf hinaus, dass Katholiken ihrer Sonntagspflicht genügen, wenn sie um 20.15 Uhr in die ARD gehen und dort frommen und gläubigen Sinnes den "Tatort" anschauen. Den Konservativeren unter ihnen könnte man die Sache schmackhaft machen, indem man die "Tatorte" nach dem Muster der Sonntage in eine Art Kirchenjahr eingliederte: "siebter Tatort nach Trinitatis" zum Beispiel oder, wenn ein neues Ermittlerpaar auftritt, "Tatort Quasi modo geniti" (wie neugeborene Kinder, 1 Petr 2). Die gängigen Sonntagsgottesdienste müssten vorläufig natürlich beibehalten werden, doch wäre in dieser Phase auf die Umstellung schon hinzuarbeiten, etwa indem beim Einzug, dem Introitus, der berühmte "Tatort"-Vorspann eingespielt wird.

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