Glosse:Das Streiflicht

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(SZ) Als in Bayern noch der Prinzregent Luitpold regierte und die politischen Verhältnisse bestens geordnet waren, reimte der Dichter Ludwig Thoma: "Was ist schwärzer als die Kohle? / Als die Tinte? Als der Ruß? / Schwärzer noch als Rab' und Dohle / Und des Negers Vorderfuß? / Sag mir doch, wer dieses kennt! / - Bayerns neues Parlament." Gewiss, das Wort "Neger" hätte er streichen müssen, das geht gar nicht, und ja, der süffisante Unterton gegenüber christkatholischen Volksvertretern wäre auch nicht nötig gewesen. Die konnten doch nichts dafür, dass die Bayern stets die Politiker wählten, die der Pfarrer bei der Sonntagspredigt empfohlen hatte. Aber egal, viel interessanter ist ohnehin Thomas bahnbrechende Farbenlehre, derzufolge Schwarz nicht gleich Schwarz ist, sondern ein variabler Farbton, der im Gefieder der Dohle bei Weitem nicht so trostlos auftritt wie in der jegliches Licht absorbierenden Finsternis des bayerischen Landtags.

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